2021 noch stärker im Verbund: museum4punkt0 geht in die Verlängerung
Mit erweiterten Teams im Austausch analog und digital zusammendenken, Wissen teilen und weitergeben – Ausblick auf 2021 von Prof. Monika Hagedorn-Saupe
Frau Hagedorn-Saupe, seit 2017 leiten Sie das Verbundprojekt museum4punkt0. Ab 2021 arbeiten Teams der bisherigen assoziierten Partnerinstitutionen mit eigenen Teilprojekten aktiv im Verbund mit – Teams aus ganz unterschiedlichen Häusern deutschlandweit.
Wie koordiniert man noch mehr Vielfalt?
Das genau ist unsere Aufgabe als Verbundleitung: Die Chance zu nutzen, KollegInnen aus ganz unterschiedlichen Häusern in einen intensiven Austausch zu bringen. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass das auch besonders geschätzt wird: einen Raum zu haben, in dem produktiv und offen diskutiert werden kann, und zwar sowohl institutions- als auch disziplinübergreifend. Die Beteiligten haben uns immer wieder zurückgespielt, wie sehr es ihnen geholfen hat, Schwierigkeiten bei der Entwicklung oder in den praktischen Abläufen im Verbund besprechen zu können, Hinweise zu bekommen und Erkenntnisse weiterzugeben.
Die KollegInnen aus den Institutionen, die ab 2021 dankenswerterweise mit in die Förderung aufgenommen werden, haben bereits an den vergangenen Verbundtreffen teilgenommen. Wir haben den Raum also bereits weiter geöffnet, beide Seiten haben schon sehr davon profitiert. Mit nunmehr sechzehn beteiligten Partnerinstitutionen im Verbund wird die Bandbreite der in den Verbund eingebrachten Expertise größer. Wir als Verbundleitung und -koordination werden zusätzliche Veranstaltungsformate initiieren, um den Austausch im Verbund und den Wissenstransfer in die gesamte deutsche Museumslandschaft hinein weiter zu stärken. Beispielsweise wollen wir schon bald im neuen Jahr mit ersten digitalen Workshop-Angeboten gerade auch kleinere Häuser ansprechen und ihnen die Möglichkeit geben, sich zu Schwerpunktthemen zu informieren. Es scheint uns derzeit besonders wichtig, sich immer wieder die Unterschiede in der Vertrautheit mit digitalen Vermittlungsangeboten klar zu machen. Da hilft wiederum die Vielfalt im Verbund: Vermittlungskonzepte müssen zu dem jeweiligen Haus passen – und ihre Umsetzung wirkt bis in die Strukturen der Institutionen hinein.
Neben den Veranstaltungen, mit denen wir Wissen teilen und weitergeben wollen, sind wir auf der Ebene der Gesamtleitung des Verbunds für die Kommunikation zuständig. In den letzten Monaten haben wir verstärkt die vielfältigen Stimmen des Verbunds in Blog-Beiträgen sprechen lassen. Auch hieran waren die bisherigen assoziierten Partnerinstitutionen bereits beteiligt. Ihr Blick auf den Verbund hat uns in unserer Arbeit bestärkt und Vorfreude auf die noch intensivere Zusammenarbeit im Jahr 2021 geweckt. Die Erweiterung des Verbunds werden wir in der nächsten Zeit auch auf der Verbundplattform und weiteren Kommunikationskanälen abbilden.
Und selbstverständlich liegen schon jetzt entsprechend erweiterte administrative Aufgaben bei uns. Die verbundinterne Kommunikation bauen wir weiter aus. Wie alle Teilprojekte im Verbund arbeiten wir iterativ, wir entwickeln Veranstaltungsformate und testen Kommunikationswege, die wir immer wieder auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüfen. Fest steht: Der Austausch im Verbund hat sich bewährt – mit angepassten Formaten wollen wir diesen mit einer viel größeren Zahl Beteiligter ebenso intensiv fortsetzen.
Worin sehen Sie die Chancen des erweiterten Verbunds? Was bringen die neuen Teams mit?
Die neuen Teilprojekte im Verbund werden das Portfolio von museum4punkt0 stark erweitern. So unterschiedlich die beteiligten Institutionen, so vielfältig die Projektergebnisse, von denen wiederum möglichst viele andere Museen profitieren können. Neue Expertise wird 2021 von allen Teams eingebracht. Die bisherigen Projekte werden anhand der Erfahrungen, gerade auch unter Pandemie-Bedingungen, neu justiert, erweitert und ergänzt, andere Ansätze werden gewählt, ganz neue Ideen umgesetzt. Die thematischen Überschneidungen der Teilprojekte werden die Zusammenarbeit noch effektiver machen – hier profitieren wir alle von den bisherigen Projekterfahrungen ebenso wie von dem neuen Input durch die erweiterten Teams. Der Verbund wird im Schulterschluss von nunmehr sechzehn Institutionen seine Stimme im Diskurs der digitalen Transformation stärken und mit der Bandbreite seiner vielen Projekte die Museen in Deutschland auf dem Weg in die Digitalität unterstützen.
Wo liegen die Schwerpunkte der Teilprojekte? Gibt es konkrete Themen, zu denen sich die Teams zusammenfinden?
Auf dem letzten Verbundtreffen haben wir in gemeinsamen Workshops mit den assoziierten Partnern zu Themen gearbeitet, die Schnittstellen der Projektideen für 2021 bilden. Schwerpunkte sind das Thema Partizipation, Möglichkeiten des Digital Storytellings und die Anforderungen an Multimedia-Guides, auch mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz, sowie Augmented Reality. Vor dem Hintergrund der Pandemieerfahrungen werden verstärkt Hybrid-Lösungen entwickelt, die sowohl im Museum als auch ortsunabhängig funktionieren, sowie Anwendungen für die eigenen Geräte der BesucherInnen (Bring Your Own Device, BYOD), die einen deutlich geringeren Hygieneaufwand erfordern. Plattformen, die tatsächlich partizipativ entwickelt sind, die damit auch neuen Zielgruppen Teilhabe ermöglichen, schneller auf aktuelle Entwicklungen reagieren und dem Bildungsauftrag von Museen gerecht werden können, sind weitere Projektziele.
Die Schließung der Museen aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens haben einmal mehr den Bedarf an Vermittlungsangeboten gezeigt, die ausgehend vom Inhalt Digitales und Analoges zusammendenken. Das ist der gemeinsame Ausgangspunkt der Teilprojekte 2021.
Was wollen Sie als Verbundleitung mit Ihrem Team erreichen? Wofür steht museum4punkt0 2021?
museum4punkt0 steht dafür, dass der Weg in die Digitalität nur gemeinsam gelingen kann. Vermittlungskonzepte müssen laufend überprüft und an die Rahmenbedingungen der Häuser angepasst werden: Im Kulturbereich schaffen wir das nur, wenn wir ressourcenschonend arbeiten, also das Rad nicht jedes Mal neu erfinden, sondern auf die Erfahrungen anderer zurückgreifen. Wir müssen Bedarfe feststellen, uns gemeinsam für die Förderung der Vermittlungsarbeit im Museum einsetzen und zu strukturellen Veränderungen bereit sein.
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz leitet das Verbundprojekt. Damit ist klar: Die innovativen Ideen, die im Testraum museum4punkt0 umgesetzt werden, sollen entscheidend dazu beitragen, den Zugang zum Kulturerbe zu öffnen.
Die Kulturbranche ist stark betroffen von den Auswirkungen der Pandemie, die auch Fehlstellen in der Digitalisierung im Museumsbereich offenbarte. Die Förderung der Beauftragten für Kultur und Medien von museum4punkt0 soll über den Verbund hinauswirken. Wie kann museum4punkt0 gerade auch kleinere Häuser auf dem Weg in die Digitalität unterstützen?
Hier setzen wir mit den erwähnten Veranstaltungsformaten an, etwa einer digitalen Workshop-Reihe. Eine breite Öffentlichkeit haben wir in den letzten Jahren bereits mit Konferenzen und Symposien erreicht. 2021 wollen wir uns noch weiter öffnen und unsere unterschiedlichen Kommunikationskanäle stärker nutzen. Möglichst viele Interessierte sollen in uns einen Ansprechpartner finden und sich nutzungsorientiert über Arbeitsstände und Projektergebnisse informieren können. Unsere Erfahrungen, Erkenntnisse und Ergebnisse stellen wir für alle bereit – dazu zählen Quellcodes und Medien auf den Plattformen Zenodo und GitHub sowie Online-Publikationen, die auf der Verbundplattform künftig durchsuch-, filter- und frei kombinierbar zum Download angeboten werden. Museen können somit von fertigen modulierbaren digitalen Anwendungen, Betriebskonzepten, Untersuchungsergebnissen der BesucherInnen- und NutzerInnenforschung oder des Einsatzes digitaler Technologien bis hin zu Erfahrungsberichten profitieren.
Was wünschen Sie sich für 2021?
Ich wünsche mir, dass wir uns bald wieder bedenkenlos persönlich austauschen können – auch ein Digitalprojekt vermisst das physische Treffen. Und ich wünsche mir, dass wir weiterhin so ambitioniert und engagiert an der gemeinsamen Sache arbeiten. So können wir einen großen Schritt weiter kommen auf dem Weg in die Digitalität und die Relevanz unserer ambitionierten Projekte für den Zugang zum Kulturerbe insgesamt – gerade unter Pandemiebedingungen – erneut beweisen.
Ein Beitrag von: Prof. Monika Hagedorn-Saupe, Dr. Maite Kallweit und Dr. Silke Krohn
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