Auf „User Journey” durch das filmische Berlin: Die App geht in die nächste Phase
Zusammenarbeit, Zielgruppentests, Interviews, Prototypen-Begehung im Stadtraum: aus Ideen werden Inhalte – niedrigschwellig und bedürfnisorientiert
Wie lässt sich der Stadtraum Berlins filmisch erfahrbar machen? Wie können dabei die Potenziale von Augmented Reality (AR) nutzer*innenorientiert ausgeschöpft werden? Diese und andere Fragen begleiten das Team der Deutschen Kinemathek in die nächste Phase der App-Entwicklung.
Als Fenster in eine Stadt, die wir zu kennen glauben und die uns doch immer wieder überrascht, lassen uns Filme die Faszination nachfühlen, die schon seit jeher Filmschaffende zu unzähligen Produktionen inspiriert hat. Sie verweben dabei Zeitebenen, durch die wir in die bewegte Vergangenheit Berlins reisen, die Gegenwart aus anderen Blickwinkeln verhandeln oder uns gemeinsam Utopien ausmalen können. Ein Fenster zur Stadt ist auch die Deutsche Kinemathek am Potsdamer Platz, die die Besucher*innen mit wechselnden Projekten und der ständigen Ausstellung auf eine Reise durch die deutsche Filmgeschichte nimmt. Wie lässt sich der Museumsraum dabei nach außen hin öffnen und mit dem Stadtraum verbinden? Wie lassen sich filmische Schauplätze und die Sammlung zusammen denken und erfahrbar machen, im Analogen wie im Digitalen?
Mit unserer App „Berlin im Film“ (AT) möchten wir genau an dieser Stelle ansetzen: Als multimediale Anwendung soll die App dazu einladen, das filmische Berlin auf eigene Faust zu erkunden und spielerisch Hintergrundwissen vermitteln. Die während der vergangenen Monate im Team entwickelten und mit der Zielgruppe getesteten Ideen setzen wir nun mit einem Berliner Start-Up-Unternehmen um, das auf immersive Touren im Stadtraum spezialisiert ist. Gemeinsam arbeiten wir aktuell daran, die standortbasierten Interaktionen zu definieren, die Stück für Stück die jeweiligen Drehorte mit spannenden Einblicken – sei es auditiv oder visuell – füllen, sie erfahrbar und in die eigene Realität integrierbar machen. Erzählerisch verwoben werden die AR-Inhalte durch einen Audioguide, der die Besonderheiten eines jeden Schauplatzes kontextualisiert und zwischen den einzelnen Stationen einen roten Faden spannt. Mit AR lässt sich an konkreten Orten Vergangenheit sichtbar machen. Dies betrifft nicht nur Veränderungen des Stadtraums, sondern auch die flüchtige Kunst des Filmemachens. Filmschaffende, als Hologramm eingeblendet, kommentieren und erläutern den Blick hinter die Kulissen.
Die „User Journey“ meint hier nicht nur eine Form der Navigation, sondern eine tatsächliche räumliche Bewegung, die von uns immer wieder vor Ort überprüft werden muss. Lassen sich die damaligen Kamerapositionen heute noch einnehmen? Warum wurde eine Szene genau hier realisiert? Können wir die damalige Bildästhetik mit dem Smartphone simulieren? Zur Klärung dieser Fragen haben wir uns gemeinsam – ganz im Sinne der Design-Praxis des mapping – auf filmische Tour durch unterschiedlichste Teile Berlins begeben sowie zahlreiche Interviews mit Filmschaffenden wie Szenenbildner*innen, Location Scouts oder Regisseur*innen geführt.
Ein besonderes Anliegen ist uns während des gesamten Konzeptions- und Umsetzungsprozesses ein niedrigschwelliger, bedürfnisorientierter Ansatz: Welche Themen sind für unsere Kernzielgruppe der 20- bis 35-Jährigen relevant? Wie ist das Verhältnis von Spiel und Information auszubalancieren? Anhand iterativer Testphasen zu verschiedenen Stadien in der Entwicklung werden wir dem Aspekt der Nutzer*innenorientierung nachkommen. In den vergangenen Monaten haben wir daher umfassende Testings mit Studierenden durchgeführt und darüber hinaus in der Auswertung der Befragungen erarbeitet, wie wir neben den Besucher*innen der Kinemathek vor allem die Nicht-Besucher*innen thematisch abholen und insgesamt neue Zielgruppen erschließen können. Durch unsere Zusammenarbeit mit Studierenden der Hochschule Macromedia konnten wir dabei spannende Impulse wie beispielsweise die Integration von Blogger*innen sowie einen verstärkten Fokus auf wichtige Themen wie Queer Culture und Migration sammeln und in die Konzeption der App mit einbeziehen. In gemeinsamer Begehung mit dem Prototyp der App haben wir außerdem den Blick auf unsere unmittelbare Umgebung, den Potsdamer Platz, gerichtet – immer mit der Überlegung, wie wir auch bereits bestehende Interventionen wie beispielsweise bestimmte Kameramodelle oder Kostüme innerhalb der ständigen Ausstellung mitdenken und beide Räume – den des Museums und den der Stadt – verbinden können. In Bezug auf unsere nächsten Schritte gilt es außerdem, das UX- und UI-Design in enger Abstimmung mit der CI-Agentur der Kinemathek zu entwickeln und dieses anschließend zu testen.
Das filmische Fenster zur Stadt, es nimmt Gestalt an!
Beitrag von: Sarah Marcinkowski
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Blog-Beitrag: „Berliner Drehorte smart entdecken“ (22. Januar 2021)