Blick hinter die Kulissen: 3D-Aufnahmen im leeren Pergamonmuseum
Wie helfen virtuelle Rekonstruktionen bei der Ausstellungsgestaltung? Fanet Göttlich über 3D-Digitalisierung zur Optimierung von Visitor Journeys.
Die Neuplanung und Erweiterung der künftigen Dauerausstellung des Vorderasiatischen Museums bietet vielfältige Möglichkeiten und Chancen für die Neugestaltung der Ausstellung. Die Kuratoren der Sammlung wollen die Gelegenheit nutzen, einige der Architekturrekonstruktionen der 1930er-Jahre auf den wissenschaftlichen Prüfstand zu stellen und nach neuen Lösungen zu suchen. Ein erstes Beispiel hierfür soll die sogenannte Partherfassade gegenüber dem Ischtar-Tor sein. Um diesen Saal ausschließlich für Architekturrekonstruktionen aus Babylon zu nutzen, müsste für die sehr viel jüngere Fassade aus Assur ein anderer Platz gefunden werden.
Digitale Methoden zur Planung optimaler Besuchserlebnisse
Um diese Überlegung optimal zu evaluieren, sind die KollegInnen des Vorderasiatischen Museums an das Teilprojekt „Visitor Journeys neu gedacht – Digitale Erweiterung des Museumsbesuchs“ der Staatlichen Museen zu Berlin von museum4punkt0 herangetreten. Zunächst sollte eine 3D-Aufnahme der bestehenden 17 Meter breiten und 12 Meter hohen Fassade entstehen. Das 3D-Modell wird in einem virtuellen Gebäudemodell des Museums helfen, die Wirkung an einer anderen Stelle nachzuempfinden und eventuell auch die Art der Rekonstruktion zu überdenken.
Auch so können digitale Methoden in die Visitor Journey einfließen, indem sie zu der Planung eines optimalen Besuchserlebnisses beitragen. Das virtuelle Modell der Fassade kann in den folgenden Planungsphasen weiter genutzt und auch für Vermittlungsangebote nachgenutzt werden.
Selten möglich: Aufnahmen bei Tageslicht im leeren Museum
Für die Aufnahmen kam mir die Schließung des Pergamonmuseums gerade recht. So konnte ich die Aufnahmen bei Tageslicht und im menschenleeren Raum machen, anstatt der sonst so umständlichen Nachtaufnahmen mit komplizierten Beleuchtungsmöglichkeiten. Für die Aufnahmen habe ich das photogrammetrische Verfahren „structure from motion“ genutzt. Die Fassade muss dafür flächendeckend mit mehreren hundert, sich überlappenden Bildern aufgenommen werden. Praktischerweise konnte ich die Begehbarkeit – für Mitarbeiter – des Ischtar Tores nutzen um, durch die Zinnen hindurch, die Fassade auch im oberen Teil vollständig zu erfassen.
Die endgültige Berechnung des 3D-Modells wird nun noch einige Tage dauern, einen ersten Einblick in die Ergebnisse bekommen Sie schon hier. Mit dem virtuellen Ergebnis sollen dann verschiedene Möglichkeiten der Ausstellungsgestaltung diskutiert werden.
Ein Beitrag von: Fanet Göttlich