Das letzte analoge museum4punkt0-Verbundtreffen im Hamburger Sonnenschein
Stadtrundgänge, Überlebensratgeber für die digitale Wildnis, Werkstattgespräche und kollegiale Fallberatung beim Verbundtreffen in Hamburg
Als hätte das museum4punkt0-Team des Museums für Hamburgische Geschichte, das den Verbund nach Hamburg einlud, das Wetter extra bestellt: Unter schönstem Sonnenschein führte Dr. Kerstin Petermann am Vorabend des eigentlichen Verbundtreffens durch ihre Heimatstadt.
An verschiedenen Stationen im Stadtraum zeigte sie den architektonischen Wandel der Stadt. Dies war insofern eine gute thematische Einführung in das Verbundtreffen, da dieses Thema in der vom Museum für Hamburgische Geschichte entwickelten App zentral ist.
Der nächste Morgen begann mit einer Begrüßung der Direktorin des Museums für Hamburgische Geschichte, Prof. Bettina Probst, die den Nutzen von museum4punkt0 betonte:
„Sich auszutauschen, voneinander zu lernen und zu profitieren, sich miteinander weiter zu entwickeln, das sind wesentliche Merkmale des museum4punkt0-Projektes. Dabei gilt es auch, die in diesem Projekt entstehenden digitalen Medien so einzusetzen, dass sie den Charakter der eigenen Institution stärken.“
Als besondere Gäst*innen wurden Prof. Monika Hagedorn-Saupe, ehemals langjährige Gesamtverbundleitung, sowie Nils Lanatowitz, in Vertretung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, begrüßt. Herr Lanatowitz dankte dem Verbund für die kollaborative Zusammenarbeit, die in sechs Jahren so vielfältige Ergebnisse hervorgebracht hat.
Johann Herzberg, Gesamtleitung und Verbundkoordination, führte anschließend in das Programm ein und betonte, die Bedeutung der im Mai stattfindenden großen Abschlussveranstaltung museum4punkt0 | finale und des museum4punkt0 | workbook, das gerade als Gemeinschaftspublikation des Verbunds entsteht. Diese beiden Themen standen im Fokus des Vormittags.
Neben den gut bekannten Gesichtern, die uns die letzten sechs Jahre begleitet haben, gab es auch neue. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg möchte von dem „wertvollem Austausch“ profitieren und stellte sich als neuer assoziierter Partner vor.
Kollegiale Fallberatung
Nach der Mittagspause ging es frisch gestärkt in die kollegiale Fallberatung. Dieses Gesprächsformat bietet eine strukturierte Möglichkeit, um unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam praktikable Lösungen zu finden. Dabei steht im Vordergrund, sich in die individuelle Situation der Fallgebenden zu versetzen, um schnell und zielorientiert beraten zu können. Wir haben folgende Fragestellungen besprochen:
- Wie können bestehende Medienstationen in der Dauerausstellung sowohl technisch als auch inhaltlich in die neue Web-App integriert werden?
- Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit Nutzer*innen ein Gebäude per Web-AR auf ihrem Smartphone am richtigen Ort in passender Größe sehen können?
- Wie kann mittels eines analogen Faltplans eine Verbindung zu einem Digitalprojekt hergestellt, Orientierung geschaffen und so Informationen vermittelt werden?
- Welche Maßnahmen sollten wir ergreifen, um die Uploads und Nutzungen unserer App zu steigern?
In den verschiedenen Gruppen wurde rege diskutiert, die interdisziplinäre Zusammenstellung der Teams erwies sich dabei als sehr hilfreich.
Die Herausforderungen bei der Entwicklung digitaler Vermittlungsmedien sind vielschichtig: Sie betreffen neben technischen Kompetenten, der inhaltlichen Konzeption, die Öffentlichkeitsarbeit und Marketing vor allem die Vermittlung. Es soll immer darum gehen, den Besuchenden ein gewinnbringendes Besuchserlebnis zu ermöglichen. Mehrmals wurde in Frage gestellt, ob die ursprüngliche Fragestellung denn die richtige ist und man nicht vielleicht an einem anderen Punkt ansetzten sollte. Und tatsächlich ergab sich zum Beispiel, dass die Darstellung eines verschwundenen, historischen Gebäudes anstelle des heutigen nicht nur an technischen Aspekten scheitert. In diesem konkreten Fall wurde aus der Diskussion heraus klar, dass die Darstellung an den Ansprüchen der anvisierten Zielgruppe vorbeigeht. Der Fallgeber wird nun prüfen, inwiefern die architektonischen Besonderheiten und historischen Fakten durch die Implementierungen eines In-App-Games vermittelt werden kann.
Anschließend ging es in die Ausstellung „EINE STADT WIRD BUNT Hamburg Graffiti History 1980 – 1999“ im Museum für Hamburgische Geschichte. Die Ausstellungskuratoren, die selbst Teil der Szene waren, erzählten anhand der vielen Relikte jener bewegten Zeit von den Anfängen der Hamburger Graffiti-Szene.
Zum Abschluss des ersten Tages gab es einen Thementisch mit Boris Lakowski, der 2008 eine der ersten Strategieberatungen für Digitales in Deutschland gründete. Der Experte für Digitale Strategie, Markenführung, Online-Marketing und digitale Technologie referierte mit dem Thema „Überlebensratgeber für die digitale Wildnis“. Er zeigte zehn Punkte auf, deren Befolgung Kulturinstitutionen helfen können, noch besser in der Digitalität anzukommen. Darunter waren Tipps wie „Langlebigere Software“, „Das eigene digitale Business verstehen“ und „Radikale User-Brille statt Selbstverliebtheit“, also Themen, die bei museums4punkt0 immer wieder im Fokus stehen und nicht oft genug beleuchtet werden können. Der letzte Tipp „Digitalen Moden widerstehen (außer AI =))“ berührte ein Thema, das auch am Abend die Tischgespräche beherrschte: die Möglichkeiten von KI für den Kulturbereich.
Werkstattgespräche
Am zweiten Tag standen die Werkstattgespräche im Fokus. In drei Gruppen präsentierten die Teilprojekte ihre Fortschritte, Herausforderungen und Prototypen in Form von Messeständen.
Dieses Format erleichtert den Austausch über die verschiedenen Fragestellungen und Herausforderungen, die mit den Projekten verbunden sind. Da sich das Verbundprojekt auf der Zielgeraden befindet, arbeiten die Teilprojekte mit Hochdruck daran, ihre Anwendungen fertigzustellen oder zu veröffentlichen. Dementsprechend konnten viele Teilprojekte von erbrachten Meilensteinen, wie der Übergabe von Skripten an die Produktion, berichten und vollendete Designs zeigen.
Die App des Teilprojektes des Museums der Hamburgischen Geschichte lässt Bauteile an ihren ursprünglichen Orten sichtbar werden und erzählt die spannenden Geschichten der Gebäude. Als nächstes soll ein Krimi in Form einer Schnitzeljagd hinzugefügt werden. Diese spielerischen Ansätze ermöglichen eine andere Art der Mensch-Objekt-Interaktion und werden deshalb von vielen museum4punkt0-Teams verfolgt. Das Tandem des Deutschen Museums und des Germanisches Nationalmuseums arbeitet in Nürnberg mit Hochdruck daran, ihren Besucher *innen zu ermöglichen, über die Häuser hinweg miteinander interagieren zu können. Die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf arbeitet an einer AR-Web-App, um in ihren verschiedenen Museen sowie im Außenraum historische Bauten und deren Umgebungen wieder lebendig werden zu lassen.
Das Treffen mit dem museum4punkt0-Verbund hat erneut gezeigt, dass es neben dem Austausch der Projektstände auch um den persönlichen Austausch und das Kennenlernen der Kolleg*innen geht. Auf dieser Basis können wir uns vertrauensvoll beraten und die ein oder andere Idee nochmals überdenken.
Angesichts der großen Anzahl an Teilprojekten und beteiligten Kolleg*innen aus verschiedenen Regionen Deutschlands wird deutlich, wie wichtig der persönliche Kontakt für intensivere und strategische Themen ist. Wir möchten uns herzlich beim gesamten museum4punkt0-Verbund für das erfolgreiche und bereichernde Treffen bedanken. Ein besonderer Dank gilt unseren Kolleg*innen des Hamburger Teilprojektes für die Einladung und Mit-Organisation des gelungenen Verbundtreffens; natürlich auch für das schöne Wetter. 😉 Wir freuen uns darauf, in Zukunft wieder nach Hamburg zu kommen und die App des Museums für Hamburgische Geschichte auszuprobieren.
Aktuell bereiten wir uns nun alle gemeinsam auf das museum4punkt0 | finale am 3. und 4. Mai im Kulturforum Berlin vor, um dem Verbundprojekt einen würdigen Abschluss zu geben.
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Beitrag von: Dr. Silke Krohn
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