21. November 2019
Teilen, Wissenstransfer

Digitalwerkstatt Museum – unser Symposium zum Nachschauen

Vom 14.-16.10.2019 rückten wir Methoden, Abläufe und Anforderungen an digitale Entwicklungen im Museum in den Fokus. Videos der Vorträge auf unserer Hauptbühne gibt es hier.

Werkstattgespräche und Prototypenschau in einem Nebenraum des Symposiums, Foto: Anke U. Neumeister, CC BY 4.0

Virtual und Augmented Reality, Chatbot und Spiele-App… Die Vielfalt möglicher Formate wächst, mit denen Museen ihre Sammlungen den Besuchern näherbringen können – und damit auch die gesellschaftlichen Erwartungen an kulturelle Einrichtungen als Orte des Lernens und Erlebens. Was gehört fortan zum Handwerkszeug des digital kompetenten Museums? Welche Kenntnisse, Arbeitsweisen und Strategien sind nötig, um mit dem digitalen Wandel Schritt zu halten? Diesen Fragen widmeten wir uns im Symposium „Digitalwerkstatt Museum – Impulse für Vermittlung, Forschung & Entwicklung“ in Berlin.

Einblicke in die digitale Praxis

Das Programm orientierte sich an einem möglichen Arbeitsprozess hin zum digitalen Angebot: von der Ideenfindung, über Konzeption und Entwicklung bis hin zur Dokumentation und Weiterentwicklung. Statt über das ‚ob‘ digitaler Initiativen im Museum zu diskutieren, war es uns wichtig, die praktischen Seiten des ‚wie‘ zu beleuchten und Impulse wie auch Diskussionsstoff für die tägliche Arbeit zu bieten – mit Beiträgen zu Methoden der Objektdigitalisierung, zur Besucherforschung als Grundlage der Produktentwicklung aber auch zu administrativen Fragen. Wir stellten Modelle digitalen Vermittelns vor und erkundeten in Planspielen Anforderungen an die Digitalisierung schwieriger Objekte ebenso wie an den täglichen Betrieb digitaler Anwendungen.

Flankiert wurden diese Beiträge durch Impulse von ExpertInnen aus Bereichen wie Human-Computer Interaction, Visualisierungsforschung, Data Science und Vergaberecht.

15. Oktober

Strategische Verankerung, Ideenfindung, Wissensbasis – Grundlagen für die Angebotsentwicklung

Am Anfang (digitaler) Produktentwicklung steht der Abgleich mit dem institutionellen Selbstverständnis und den strategischen Zielen. Hierzu argumentierte Kajsa Hartig (Västernorrlands Museum, Schweden) zum Auftakt, dass Ausstellungen im digitalen Zeitalter nicht länger das Hauptmedium für Museumserlebnisse sein müssten. Stattdessen plädierte sie für das aktive Gestalten vielfältiger Museumserfahrungen. Museen könnten sich zum Erreichen ihrer übergeordneten Ziele multiple Wirkungsstätten erschließen und die Publikumseinbindung bereits im Ideenfindungsprozess intensivieren – ob on- oder offline:

Kajsa Hartig, „From exhibitions to experiences: Public offerings in the digital era“, Video: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0 / Foto: Anke U. Neumeister, CC BY 4.0

Viele Wege führen nach Rom

Drei Ansätze zur Ideenfindung für digitale Anwendungen ganz nach dem Motto ‚Inhalt vor Technik‘ präsentierten anschließend Ceren Topcu, Prof. Dr. Willi Xylander und Katrin Glinka von museum4punkt0.

Eine prototypische Augmented Reality-App lässt BesucherInnen der Berliner Gemäldegalerie verborgene Malschichten in Werken alter Meister erkunden. Diesem Konzept vorausgegangen war eine BesucherInnenstudie, die gezielt nach deren Bedürfnissen in der Ausstellung fragte:

Ceren Topcu über den App-Prototyp ‚Trompe l’oeil‘ auf dem Symposium Digitalwerkstatt Museum, Video/Foto: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0

Ausgangspunkt für eine Virtual Reality-Anwendung des Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz hingegen war eine Frage des Zugangs: Wie macht man für MuseumsbesucherInnen die Vielfalt eines Lebensraums erfahrbar, dessen tierische Bewohner meist verborgen sind? Prof. Dr. Willi Xylander zum Lösungsansatz des Museums:

Prof. Dr. Willi Xylander stellt den Ideenfindungsprozess für die Anwendung ‚Abenteuer Bodenleben‘ vor, Video: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0 / Foto: Anke U. Neumeister, CC BY 4.0

Nicht nur ein Thema, sondern auch materielle Eigenheiten eines historischen Objekts können Inspiration für digitale Vermittlung bieten: Katrin Glinka griff hierzu das Beispiel historischer, interaktiver Bücher auf, die zuvor nur für die Forschung, nicht aber für die Vermittlung digital aufbereitet worden waren.

Katrin Glinka über die Idee hinter einem Browsergame zu historischen Büchern, Video: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0 / Foto: Anke U. Neumeister, CC BY 4.0 / Interaktive Prototypen von Lothar Meggendorfers „Die lustige Tante“ (1891) und Meggendorfers „Im Stadtpark“ (1887): kreiert im Rahmen der durch das BMBF geförderten Konzeptstudie „BeWeB-3D“. Animation: BeWeb-3D, ZEDIKUM

Aspekte dieser Einstiegsbeiträge vertieften wir anschließend in Vorträgen auf unseren Nebenbühnen und Workshops: u.a. zu Methoden der BesucherInnenforschung als Basis der besucherInnenorientierten Konzeption, BesucherInnenpartizipation im Entwicklungsprozess und Ansätze zur Wahl der passenden Technik.

Auf dem Boden der Tatsachen – Vergaberecht und Digitalprojekte

Obwohl eine wichtige Daten- und Erkenntnisquelle, ist iteratives, explorierendes Arbeiten mit Feedbackschleifen und engem Publikumsdialog keineswegs einfach in Museen zu realisieren. Abgesehen von der aufwändigen Logistik, erfordert diese nutzerInnenzentrierte Herangehensweise im Fall der Produktentwicklung mit externen Partnern zudem kreative Modi der Zusammenarbeit. Lässt das Vergaberecht eigentlich auch Projekte mit mehreren Konzeptionsschleifen und auch Richtungsänderungen zu – je nachdem, was die entwicklungsbegleitende NutzerInnenforschung an Erkenntnissen hervorbringt? Stehen iterative Projektarbeit und Vergaberecht wirklich in einer love-hate-Beziehung? Hierzu diskutierten Christian Seel (Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Anes Kafedžić (Langwieser Rechtsanwälte) und Karsten Goletz (museum4punkt0) vor einem mehr als gut gefüllten Veranstaltungssaal. Das Video stellen wir in Kürze zur Verfügung!

Wie entwickelt man eine gemeinsame Sprache in interdisziplinären Teams?

Digitale Projekte sind nichts für EinzelkämpferInnen – wie aber fließt das Wissen zwischen Abteilungen und Disziplinen? Wie können neue Methoden erlernt und auch in andere Arbeitsbereiche diffundiert werden? Digital Literacy/ Data Literacy, bzw. der digitale Kompetenzerwerb, ist ein Thema, das in Debatten rund um den digitalen Wandel in Museen immer präsenter wird. Ein Weg – nämlich der Kompetenzaufbau durch Kooperation und die Zusammenarbeit mit nicht inhärent musealen Disziplinen – standen daher im Fokus des zweiten Themenblocks.

Dr. Christoph Kinkeldey (Freie Universität Berlin) verdeutlichte am Beispiel des Projekts IKON – einem Forschungsprojekt zwischen InformatikerInnen der Freien Universität und dem Museum für Naturkunde in Berlin – wie sich durch Datenanalysen z.B. Verknüpfungen zwischen unterschiedlichen Arbeitsbereichen und Projekten eines Hauses herstellen lassen könnten, die augenscheinlich erstmal nichts miteinander zu tun haben:

Dr. Christoph Kinkeldey, „Aufdecken von Wissenstransfer-Potenzialen durch interaktive Visualisierung im Projekt IKON“, Video: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0

Bei komplexen informatischen Methoden und Prozessen stellt sich die Frage, wie ein Grundverständnis für diese Verfahren in transdisziplinären Teams hergestellt werden können. Im Projekt IKON wird beispielsweise maschinelles Lernen zur Extraktion von Daten zu Forschungsprojekten im Museum eingesetzt – doch wie funktionieren diese Verfahren und wie können die WissenschaftlerInnen des Museums diese auch ohne tieferes Wissen in der Materie verstehen? Zum Themenspektrum der „Explainable Artificial Intelligence“, das sich mit diesen Fragen beschäftigt, hat sich mittlerweile ein eigener Forschungszweig etabliert. Insbesondere Visualisierungen kommen zum Einsatz, um die „Black Box“ zu öffnen und maschinelles Lernen für nicht-InformatikerInnen nachvollziehbar darzustellen. Von besonderem Interesse war daher für uns das von Kinkeldey vorgestellte Workshopformat, das im Rahmen von IKON entwickelt wurde. Ganz ohne Computer, nur mit analogen Mitteln, konnte das IKON-Team maschinelle Prozesse visualisieren und kommunizierbar machen.

Vom Auftrag bis zur Forschungskooperation

Für Museen bieten sich verschiedene Wege, um digitale Angebote mit externen Partnern umzusetzen. Von zentraler Bedeutung sei es hierbei, die Erwartungshaltung der einzelnen Akteure von vornherein klarzustellen, merkten Teammitglieder von museum4punkt0 und ihre jeweiligen externen PartnerInnen an. Eine Forschungskooperation etwa sei grundsätzlich ergebnisoffen und erfordere daher ein anderes Kommunikationsverhalten sowie Erwartungsmanagement im Museum als etwa eine Vergabe an eine kommerzielle Agentur.

„Wie finden wir eine gemeinsame Sprache? Zusammenarbeit mit externen EntwicklerInnen“, Diskussion mit Dr. Antje Schmidt (Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg), Dr. Jens Wesenberg (Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz), Lutz Westermann (.hapto), Claus Henkensiefken (Deutsches Museum), Jürgen Dudowitz (VR-Dynamix), Katrin Glinka (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) und Prof. Dr. Claudia Müller-Birn (Freie Universität Berlin), Video: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0 / Foto: Anke U. Neumeister, CC BY 4.0

Eine besonders spannende Frage mit Blick auf Kooperationen und den nachhaltigen Aufbau von Kompetenzen kam von unserer Moderatorin Dr. Antje Schmidt (MKG Hamburg): Sollte man nicht eher Teams fördern, als Projekte? Dies könne auch dazu beitragen, dass konzeptionelle Einbahnstraßen viel früher verlassen und eine produktive Fehlerkultur etabliert würden.

Twitter-Thread zum Symposium Digitalwerkstatt Museum von museum4punkt0
Reaktionen auf die Diskussion „Wie finden wir eine gemeinsame Sprache?“ auf Twitter: https://twitter.com/museum4punkt0/status/1184094884401221632

Alle Zeichen auf Veränderung?

Ein besonderes Format für uns waren die Inspiration Talks, die wir über zwei Tage hinweg ins Programm einfließen ließen. Wir wollten über die Chancen, die Potenziale und den Mehrwert von digitalen Technologien im Museum sprechen, ohne dabei die Herausforderungen aus dem Blick zu verlieren.

Daher haben wir die Museumscommunity auch ganz bewusst nicht in einem öffentlichen Call um die Einreichung von Best Practice-Beispielen gebeten, sondern im Sommer einen „Call for Problems“ gestartet:

Wo drückt der Schuh in deutschen Museen bei der Arbeit mit digitalen Technologien oder Methoden?

Wie vollziehen einzelne Häuser den digitalen Wandel?

Illustration: Stiftung Preußischer Kulturbesitz / Stephanie F. Scholz, CC BY ND 4.0
Illustration: Stiftung Preußischer Kulturbesitz / Stephanie F. Scholz, CC BY ND 4.0

Denkanstöße gaben – moderiert von Dr. Silke Krohn (museum4punkt0) – u.a. Susanne Marx (Projekt „BalticMuseums: LoveIT!“, Hochschule Stralsund), Dr. Thomas Tunsch (Museum für Islamische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin), Dr. Ruth Rosenberger & Ellen Poschen (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik) und Florian Trott (Staatliche Kunsthalle Karlsruhe) und richteten mit jede Menge Gesprächsstoff rund um den digitalen Museumsalltag das Wort an die große Runde:

Inspiration Talk mit (v.l.n.r.) Dr. Silke Krohn (Stiftung Preußischer Kulturbesitz/museum4punkt0), Susanne Marx (Projekt „BalticMuseums: LoveIT!“, Hochschule Stralsund), Dr. Thomas Tunsch (Museum für Islamische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin), Dr. Ruth Rosenberger & Ellen Poschen (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik) und Florian Trott (Staatliche Kunsthalle Karlsruhe), Video: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0 / Foto: Anke U. Neumeister, CC BY 4.0

16. Oktober

Prinzipien der (digitalen) Vermittlung

Im Fokus des zweiten Tages standen Prinzipien digitalen Vermittelns wie etwa Partizipation, Personalisierung und Immersion sowie die Anforderungen an den nachhaltigen Betrieb des zunehmend technisierten Museums.

Dazu fragte Russell Dornan (V&A Dundee) gleich am Morgen: Mit welcher Stimme „spricht“ ein Museum im Netz? In seinem Vortrag zeigte er auf, wie sich Schottlands erstes Design Museum unterschiedliche Webformate als autarke Vermittlungsmedien erschließt.

Russell Dornan (V&a Dundee), „Breaking through exhibition walls: how digital formats bring stories to life beyond the museum“, Video: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0 / Foto: Anke U. Neumeister, CC BY 4.0

Um Chancen und Herausforderungen von Citizen-Science-Ansätzen ging es anschließend in Beiträgen von Anke Neumeister und Dr. Peter Decker: Am Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz entstehen zwei partizipative Angebote, die das Wissen und Engagement von BürgerInnen für die Biodiversitätsforschung aufgreifen. Die Anwendungen sollen es ermöglichen, Forschungsprinzipien kennenzulernen und an den wissenschaftlichen Aktivitäten des Museums auf unterschiedliche Art teilzuhaben. So entstehen ein Portal zur Analyse von historischen Landschaftsaufnahmen und eine App, die auch Laien die Identifikation von Bodentieren ermöglicht.

Anke U. Neumeister & Dr. Peter Decker (Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz), „Webbasierte Bürgerwissenschaften im Museum“, Foto u. Video: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0

Maßgeschneiderte Informationen für unterschiedliche BesucherInnen im Museum – geht das?

Empfehlungssysteme – wie sie etwa große Onlinehändler nutzen –  bieten NutzerInnen interessengeleitete Informationen und Vertiefungsmöglichkeiten. Dr. Sebastian Meier (Technologiestiftung Berlin / HCU Hamburg) sprach in seinem Impulsbeitrag über die Funktionsweisen dieser Systeme sowie Chancen und Grenzen für die digitale Personalisierung in Museen.

Dr. Sebastian Meier, „Verheißungen der digitalen Vermittlung — Wie geht Personalisierung und Individualisierung?“, Video: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0 / Foto: Anke U. Neumeister, CC BY 4.0

Unterhaltsam, barrierearm, verspielt und für alle da?

Was muss digitale Vermittlung alles (noch) können? Und passt das eigentlich zum Museum? Das waren zentrale Fragen, die unser zweiter Inspiration Talk in die große Runde geworfen hat. Interessant an dem Gespräch mit Dr. Dorit Liebers-Helbig (Deutsches Meeresmuseum Stralsund), Steffen Krautzig (Kunstpalast Düsseldorf) und Anna Riethus (Neanderthal Museum) war für uns, dass das Publikum die genannten Werte wenig kontrovers betrachtete. Ganz anders verhielt es sich bei der Frage, in welchem Verhältnis Original und digitale Repräsentation in Kunstmuseen stehen.

Inspiration Talk mit (v.l.n.r.) Dr. Silke Krohn (Stiftung Preußischer Kulturbesitz/museum4punkt0), Steffen Krautzig (Kunstpalast Düsseldorf), Dr. Dorit Liebers-Helbig ((Stiftung Deutsches Meeresmuseum) & Anna Riethus (Neanderthal Museum), Video: Stiftung preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0 / Foto: Anke U. Neumeister, CC BY 4.0

Integrierte Digitalangebote statt digitale Solitäre – auch im Ausstellungsdesign

Nicht nur methodische Grundsätze, sondern auch ganz praktische Seiten der digitalen Vermittlung – etwa die Verortung von Angeboten im Raum – waren Thema des zweiten Symposiumstages. Hierzu präsentierte Prof. Dr. Eva Hornecker (Bauhaus Universität Weimar) Erkenntnisse aus der Forschung zur medial gestützten Vermittlung im Museum. Dabei illustrierte sie den Wandel von Interaktionstechnologien und gab Tipps für eine effektive Ausstellungsgestaltung, bei der die Technologie nicht zum alles bestimmenden Faktor wird:

Prof. Dr. Ing. Eva Hornecker, „Besucher*inneninteraktionen mit Museumsinstallationen — Erkenntnisse aus 10 Jahren HCI Forschung“, Video/Foto: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0

Auf was ist ganz praktisch bei der Planung und dem Betrieb einer nicht gerade niedrigschwelligen Technologie wie Virtual Reality zu achten? Das loteten wir parallel gemeinsam mit anderen Museen in einem Planspiel aus: Aufgabe war es, für ein fiktives VR-Angebot ein passendes Betriebskonzept zu entwerfen – inklusive Technikwahl, Ideen zur räumlichen Implementierung, BesucherInnenmanagement sowie Betreuungsmodi und Serviceketten.

Die Lösung der Beteiligten: Eine modulare Herangehensweise an das Setup der VR- Stationen. Die Skalierbarkeit des Angebots – also für EinzelnutzerInnen bis Gruppen – war für sie dabei ebenso wichtig wie die Möglichkeit, Stationen an verschiedenen Stellen im Haus anwenden zu können.

Nachhaltig digital statt High-Tech-Strohfeuer

Die Halbwertszeit digitaler Angebote in Museen wird nicht selten dadurch bestimmt, wie effektiv Wissen zu ihrem Betrieb und ihrer Wartung in der Institution gespeichert und verteilt wird. Denn was nutzt die schönste Anwendung, wenn niemand Updates einspielen, wenn niemand bei Hardware-Ausfällen einspringen und keiner den BesucherInnen die Nutzung erklären kann. Im letzten Block des Tages widmeten wir uns daher verschiedenen Facetten der Dokumentation – der ‚klassischen‘ Softwaredokumentation, aber auch der Beschreibung von Entwicklungs-, Implementierungs-, Betriebs- und Wartungsprozessen.

Wie eine gute abteilungsübergreifende Kommunikation zum nachhaltigen Betrieb digitaler Angebote beitragen kann und welche Hilfsmittel dazu nötig sind, beleuchtete etwa Andrea Geipel (Deutsches Museum):

Andrea Geipel, „Dokumentation als zentraler Baustein digitaler Entwicklungsprozesse“, Video u. Foto: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0

Möchten Museen selbst Software auf Open Source-Basis für eigene digitale Angebote nachnutzen, ist Vorsicht geboten. Welche Herausforderungen sich insbesondere im Umgang mit Quellcodes zeigen, thematisierte Alexander Struck (Humboldt-Universität zu Berlin) in seinem Vortrag „Aspekte nachhaltiger Softwareentwicklung“: Wie sieht gut dokumentierte Software aus und warum ist dies eine Grundvoraussetzung für das offene Entwicklungsprinzip der Open Source Community? Wo und wie findet man (guten) Code? Welche Herausforderungen birgt die Softwareentwicklung im Rahmen institutioneller Strukturen und Strategien?

Alexander Struck (Humboldt Universität), „Aspekte nachhaltiger Softwareentwicklung“, Video u. Foto: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0

Viele Fragen seien in dem Bereich noch offen, so machte Struck deutlich. Er verwies auf Lösungsvorschläge und Konzepte, die aus verschiedenen Richtungen der entwickelnden Community hervorgegangen sind. Beispielhaft sind dabei zwei Initiativen hervorzuheben: Das Vorhaben „Research Software Engineering“, bei dem sich EntwicklerInnen national organisieren und „Software Carpentry“, ein Freiwilligenprojekt zur Schulung von WissenschaftlerInnen in Programmierfähigkeiten.

Mehr Mut zum ‚schöner Scheitern‘?

Zum Abschluss der „Digitalwerkstatt Museum“ zeigte Dr. Eva Brugger (Universität Zürich), wie eng Scheitern, Produktivität und Erkenntnisgewinn mit Projektarbeit verwoben sind – in einem kleinen Exkurs in die frühe Neuzeit.

Dr. Eva Brugger (Universität Zürich), „War scheitern schon immer produktiv? Impulse aus der Geschichte der Projektemacherei“, Video u. Foto: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, CC BY 4.0

Dank der tollen Gespräche in unserer Prototypen-Werkstatt, der zahlreichen, sehr offenen Diskussionen unserer Gäste und der lockeren Stimmung im Publikum war das Symposium für uns ein voller Erfolg. Nicht zuletzt war es auch sehr wichtig für uns, unterschiedlichste Museumstypen und -größen anzusprechen. Durch TeilnehmerInnen aus nahezu allen Bundesländern und unterschiedlichsten Museumssparten reflektierte auch das Symposium die Perspektivvielfalt, die wir an museum4punkt0 schätzen. Unser Dank gebührt natürlich auch allen Mitgestaltenden, RednerInnen, dem Team der ufaFabrik sowie Gerfried Stocker (Ars Electronica) und dem DigiEnsemble Berlin, die uns am 14.10. in der Gemäldegalerie einen ideenreichen Einstieg ins Symposium bereitet haben.

Und da auch wir uns die Maxime vom beständigen Lernen zu Herzen nehmen, hier noch eine kleine Liste der 5 Dinge, die wir ganz spontan bei einem nächsten Mal „Digitalwerkstatt Museum“ anders machen würden:

  1. unbedingt noch mehr Stimmen aus kleinen Museen auf den großen Bühnen
  2. größere Vielfalt der repräsentierten Konzepte/Technologien: überproportional vertreten war diesmal Virtual Reality
  3. Impulse aus anderen Disziplinen weiter ausbauen – inkl. Formaten für den Transfer für den Museumskontext
  4. eine geschicktere Verteilung der Workshops
  5. bestenfalls ein Livestream zum gleich dabei sein

Anything else?

Beitrag von: Silvia Faulstich

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Teilprojekt: Zentrale wissenschaftliche Projektsteuerung
Teilprojekt

Zentrale wissenschaftliche Projektsteuerung

Das museum4punkt0-Team der Stiftung Preußischer Kulturbesitz steuert das Verbundprojekt, kommuniziert die Projektarbeit, organisiert den Erfahrungsaustausch, teilt Wissen im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen und stellt die Projektergebnisse bereit.

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