Object Talks. Multiperspektivische Interviews
Überblick
Information und Dokumentation
Verwandte Ergebnisse
Das Format „Object Talks. Multiperspektivische Interviews“ ist ein kommunikativer Prozess und gleichzeitig digitales Storytelling. Es konfrontiert Stakeholder*innen aus unterschiedlichen Perspektiven mit Objekten aus Museumssammlungen und dokumentiert dies filmisch. Das Ergebnis sind erstens Filme individueller Annäherungsprozesse an Museumsobjekte und ist zweitens ein Vermittlungsformat an der Schnittstelle von analog und digital.
Das Format „Object Talks. Multiperspektivische Interviews“ wurde zwischen 2018 und 2020 im Rahmen des Teilprojekts „Der humboldt’sche Kosmos im digitalen Raum“ entwickelt und durchgeführt.
Bibliographische Angaben
- Institution
- Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss
- Teilprojekt
- RealDigital – Hybride Kultur-Veranstaltungen
- Autor*innen
- Conrad Mücke
- Veröffentlicht
- 14.02.2022
- Lizenz der Publikation
- CC BY 4.0
- Kontakt
- Christine Essling
Humboldt Forum
digitales@humboldtforum.org
Entwicklung
Was passiert, wenn kuratorische Deutungshoheit abgegeben wird? Als Versuchsanordnung wurden multiperspektivische Interviews geführt, die professionell filmisch dokumentiert wurden. Hierzu wurde je ein Objekt der vier Akteure des Humboldt Forums für freiwillige Protagonist*innen in jeweils einem unterschiedlichen musealen Setting (Depot, Fotostudio, Lesesaal und Ausstellung) arrangiert. Die Teilnehmer*innen hatten nur geringe Objektinformationen und waren einander unbekannt. Ziel dieser Versuchsanordnung war es, einerseits ein immersives Raumerlebnis zu schaffen und andererseits das künftige Museumspublikum in seiner Diversität abzubilden. Die Teilnehmer*innen wurden zunächst allein mit dem Objekt konfrontiert, im Anschluss während eines Roundtables in Kleingruppen zu ihren individuellen Eindrücken und Reaktionen interviewt und darüber hinaus untereinander ins Gespräch gebracht. Die teilnehmenden Personen waren zwischen 25 und 60 Jahren alt und waren sowohl deutscher als auch nicht-deutscher Herkunft (russisch, serbisch, kanadisch, vietnamesisch, kroatisch und niederländisch). Es waren sowohl Angehörige akademischer als auch nicht-akademischer Berufsgruppen beteiligt (Altenpflegerin, Techniker, Dramaturg, Künstlerin, Laborantin, Tischler, Laienprediger, Fotografin, Studierende, Kunstschmiedin). Die kuratorischen Aussagen wurden von den Interviewpartner*innen teils nachvollzogen und teils infrage gestellt bzw. ergänzt. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Produktion in erster Linie der Formatentwicklung diente. Das konkrete, nachnutzbare und frei zugängliche Endergebnis dieses Projekts sind aber nicht die produzierten Filme, sondern das filmisch begleitete objektzentrierte und moderierte Gruppengespräch auf Augenhöhe.
Inhaltliches Konzept
Die Besucher*innen nähern sich je einem Objekt der Dauerausstellungen des Humboldt Forums multiperspektivisch an. Ziel ist es, die kuratorische Deutungshoheit seitens der Museumsinstitution abzugeben und somit das Erzählen von eigenen Perspektiven der Protagonist*innen zu ermöglichen, zu unterstützen und filmisch zu vermitteln. Die Annäherung an das Objekt geschieht auf zwei verschiedenen Ebenen. Im ersten Schritt wird eine assoziative Begegnung inszeniert. Die Beteiligten werden vor einem möglichst neutral gehaltenen Hintergrund entweder im Depot oder am Museumsort mit dem Objekt zusammengebracht und ohne Ton bei ihrer Wahrnehmung und Erkundung des Objekts beobachtet. Die Interaktion wird von der Regie geleitet und motiviert. Wenn möglich, werden Protagonist*innen und Objekte vor einem neutralen, weißen Hintergrund platziert. Im folgenden Schritt werden die aufgenommenen Bilder den Stakeholder*innen in individuellen Interview-Situationen gezeigt und ihre Reaktion und Kommentare auf die Begegnung der Protagonist*innen mit dem jeweiligen Objekt festgehalten. Durch die Montage der Interaktion mit den Kommentaren der Stakeholder*innen entsteht eine Collage aus Beobachtung, Reflektion und Interpretation. Nicht nur wird die eigene Beziehung der Stakeholder*innen zu den Objekten erforscht, sondern es wird auch mit der Subjektivität der ersten Erzählebene gebrochen, sodass ein vielschichtiges, multiperspektivisches Bild der Objekte entsteht. Auf diese Weise soll in filmischer Form die Beziehung zwischen Objekt und Stakeholder*in offengelegt und mit den Ansichten des Publikums konfrontiert werden.
Technisches Konzept
Professioneller Videodreh mit musealen Objekten barrierefrei in Depotsituation:
Objektauswahl
Objekt | Institution | Standort | Zugang |
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Kaiserpanorama, Replik inkl. Fotoserie (Thema Kolonialismus) | Stiftung Stadtmuseum Berlin | Depot Spandau | gewährleistet |
Tukano Sitzbank, Kult-schemel der indigenen Ethnie der Tukano (BR) | Stiftung Humboldt Forum (2019) / Ethnologisches Museum der Staatlichen Museen zu Berlin (historisch) | Projektbüro SHF/Depot Dahlem | gewährleistet für SHF-Objekt, nicht für SMB-Objekt |
Abstimmungsurne der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR von 1990 | Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (HdG) | Depot Bonn | für den Dreh nach Berlin transportiert und zugänglich |
Spülmittelflasche Fairy Liquid, 1970er, die 2018 an Land gespült wurd | Humboldt-Universität zu Berlin Humboldt Labor | Projektbüro HU | gewährleistet |
Schlossplane von 1994 | Stiftung Humboldt Forum | Projektbüro SHF | gewährleistet |
Fragen und Aufgabenstellungen zu den Objekten
Kaiserpanorama: Hier war nur die „Objektart“ festgelegt. Welches konkrete Kaiserpanorama gedreht werden konnte, stand noch nicht fest. In Frage kam das originale Panorama in der Ausstellung des Stadtmuseums. Ein anderer Vorschlag war es, die Herstellung der Replik eines Kaiserpanoramas in der Schreinerwerkstatt zu drehen. Hier mussten die Verantwortlichen kontaktiert und die Möglichkeit des Drehs überprüft werden.
Beim Kaiserpanorama stellt sich darüber hinaus die Frage seiner Bestückung mit Fotografien. Welche Fotos sollten verwendet werden? Ein Vorschlag war es, zeitgenössische Fotos aus den ehemaligen deutschen Kolonialgebieten zu verwenden. Dazu war zu klären: Welche Institution hat solche Aufnahmen und wie ist die Zugänglichkeit? Wie sollten die Abbildungen im Film gezeigt werden?
Tukano-Sitzbank: Hier war das zeitgenössische Objekt – im Gegensatz zum historischen, das aus konservatorischen Gründen nicht zur Verfügung stand – leicht zugänglich und konnte auch berührt werden. Offen war noch, wo und in welcher Situation die oder der Hocker gedreht werden könnte/n.
Wahlurne/Schlossplane: Hier bestand die grundsätzliche Frage, wie wir mit den beiden Objekten zur Hausgeschichte umgehen: beide zeigen, dann aber nur mit wenigen Interviewpartner*innen oder nur eines der beiden Objekte auswählen und das andere dann für spätere Bearbeitung zurückstellen.
Die Zugänglichkeit bei der Schlossplane war gewährleistet, es musste jedoch noch eine Drehsituation festgelegt werden. Bei der Wahlurne war die Zugänglichkeit dank der Bonner und Berliner Kolleg*innen des HdG schnell geklärt.
Spülmittelflasche: Hier war die Zugänglichkeit geklärt. Die Drehsituation musste noch festgelegt werden.
Objektstatus, Zugänglichkeit, etwaiger Transport und Ansprechpartner*innen waren jeweils durch Conrad Mücke zu klären. Anschließend wurden zwischen Conrad Mücke und TIME PRINTS die konkreten Ideen für Drehorte, -situationen und Settings abgestimmt.
Geplanter Produktionszeitplan / Meilensteine:
Geplanter Produktionszeitplan | Meilensteine |
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21.06. CM | Objektauswahl und -redaktion final, Vorschläge für Protagonist*innen |
21.06. MT | erstes Film- und Dokumentationskonzept (iteratives Skript, Konzept für SoMe und Veröffentlichungsstrategie) |
12.07. CM/MT | Objektzugang, Protagonist*innen festlegen |
05.08. MT | Drehbeginn |
15.09. MT | Drehschluss |
14.10. CM/MT | Symposium, erste Rohschnitte |
15.10. MT | Abgabe der fertigen Film |
Drehtag 1: 28.10.2019 | |
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Institution | Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland |
Ort | Museum in der Kulturbrauerei, Knaackstr. 97, 10435 Berlin |
Objekt | Abstimmungsurne Volkskammer |
Protagonist*innen | Mirjana Vrbaški, Christine Köndgen, Peter Ertl |
Team | Conrad Mücke, Michael Truckenbrodt, Line Kühl, Jakob Härtel, Paul Bartsch |
Technik | 2*Sony FS7, Tango-Slider, Sound-Devices 633, Kunstlicht, Monitor mit Bildfunkstrecke, Details in der Dispo zum Drehtag |
Drehtag 2: 30.10.2019 | |
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Institution | Stadtmuseum Berlin |
Ort | Depot Stadtmuseum, Hans-Poelzig-Str. 20, 10358 Berlin-Spandau |
Objekt | Kaiserpanorama (Reproduktion), Dias (Originale) |
Protagonist*innen | Olga Nikolajewa, Cyril Schumann, Herr Morath |
Team | Conrad Mücke, Michael Truckenbrodt, Line Kühl, Jakob Härtel, Paul Bartsch |
Technik | 2*Sony FS7, Tango-Slider, Sound-Devices 633, Kunstlicht, Monitor mit Bildfunkstrecke, Details in der Dispo zum Drehtag |
Drehtag 3: 30.11.2019 | |
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Institution | Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss |
Studio, Time Prints, Erkelenzdamm 59, 10999 Berlin | |
Objekt | Tukano-Sitzbank |
Protagonist*innen | Benjamin Huth, Irma Süßenberger, Gert-Jan Stam |
Team | Conrad Mücke, Michael Truckenbrodt, Line Kühl, Frieder Unselt, Paul Bartsch |
Technik | 2*Sony FS7, Tango-Slider, Sound-Devices 633, Tageslicht, Monitor mit Bildfunkstrecke, Details in der Dispo zum Drehtag |
Drehtag 4: 20.02.2020 | |
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Institution | Stiftung Humboldt Forum |
Ort | Tieranatomisches Theater – Raum für forschende Ausstellungspraxis, Philippstraße 13, Haus 3, 10115 Berlin |
Objekt | Fairy-Ultra Flasche |
Protagonist*innen | Alison Kuhn, Wolfgang Becker, Claudia Pieroth |
Team | Conrad Mücke, Michael Truckenbrodt, Alina Schäfers, Line Kühl, Frieder Unselt, Jakob Härtel |
Technik | 2*Sony FS7, Tango-Slider, Sound-Devices 633, Tageslicht, Monitor mit Bildfunkstrecke, Details in der Dispo zum Drehtag |
Nachnutzung
Im Zusammenhang mit der Diskussion um die Lizenzierungstiefe der Filme wurde festgestellt, dass bei Filmformaten andere Bedingungen vorliegen als bei Softwareprojekten. Um Software nachnutzen zu können, ist es notwendig, den gesamten Quellcode dementsprechend zu lizenzieren. Bei einem Filmformat ist es hingegen nicht notwendig, jede einzelne Szene, die in einem bestimmten Format gedreht wurde, freizugeben, um neue Interviews in diesem Format zu drehen. Konkret heißt das, dass weniger die produzierten Einzelfilme zur Nachnutzung durch andere Institutionen angeboten werden, sondern vielmehr Nutzung des Formats zur Nachnutzung empfohlen wird.
Jede Institution kann dann ihre eigenen Objekte in geeigneten Räumen und Bedingungen mit ganz neuen und jeweils passenden Protagonist*innen zusammenbringen und eigene Videos drehen. Das heißt, der entwickelte Prozess bzw. das Konzept ist zur freien Nachnutzung durch alle Bildungsinstitutionen gedacht. Die Protagonist*innen haben in den Gesprächen darauf hingewiesen, dass sie sich ähnliche Vermittlungsinstrumente in anderen Museen dringend wünschen würden und auch die ersten Reaktionen von Kurator*innen und Pädagog*innen sind sehr positiv.
Als weiteren Ausblick auf zukünftige Nutzungsmöglichkeiten erscheint es wichtig, darauf hinzuweisen, dass das Format auch jederzeit in die Sozialen Medien ausgespielt werden kann. Auch eine vollkommen ortsungebundene und virtuelle Version des Formates erscheint möglich und sinnvoll. So könnte zum Beispiel auf diese Weise eine moderierte Interaktion mit Digitalisaten oder 3D-Objekten über das Internet realisiert werden. Gerade in Zeiten von Museumsschließungen auf Grund einer Pandemie ist es besonders wichtig, solche Alternativen in Betracht zu ziehen.
Erfahrungen
Anpassung
Schon in der ersten Konzeptphase nach der Vergabe wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Projektleiter Conrad Mücke und den Beteiligten aus den Institutionen eine grundlegende Änderung des filmischen Konzeptes beschlossen. Es sollten nun nicht mehr 16 Einzelinterviews mit Stakeholder*innen mit einer Länge von je drei Minuten produziert werden, sondern vier Gespräche in Gruppen von Stakeholder*innen mit einer Länge von je 10 bis 15 Minuten.
Damit wurden zwei zentrale Projektziele verfolgt: Erstens kann der Ansatz der Multipers-pektivität und der verschiedenen Blickwinkel für Protagonist*innen und Zuschauer*innen nur durch das kontrastieren eben dieser unterschiedlichen Perspektiven veranschaulicht werden; dies wurde durch die Gruppendiskussion mit dem und über das Objekt erzielt. Zweitens konnte so die Abgabe kuratorischer Deutungshoheit weitestgehend realisiert werden, denn die Diskussionsteilnehmer*innen befragten sich gegenseitig und tauschten ihre jeweiligen Perspektiven lebhaft und überwiegend ohne Eingriff durch kuratorisches oder redaktionelles Handeln aus.
Redaktionelles Konzept
Ursprünglich war geplant, den Stakeholder-Gruppen Fragen zu den Objekten zu stellen, es wurde aber schnell klar, dass dies ein unnötiger kuratorischer Eingriff gewesen wäre. Vielmehr war es die Aufgabe des Redakteurs/der Kuratorin, die Situation des Stakeholder-Gruppengesprächs positiv zu beeinflussen, indem er/sie in einem Vorgespräch die Situation und das Ziel erläutert, ein Gespräch in Gang bringt und ggf. Gesprächsanlässe und Startpunkte für die Diskussion gibt. Um die kuratorische Deutungshoheit wirklich abzugeben, war es für die Redakteur*innen notwendig, kein vorgefasstes Diskussionsergebnis und auch keine vorbestimmte Diskussionsrichtung vorzugeben, sondern der Diskussion weitgehend freien Lauf zu lassen. Die Perspektiven der Stakeholder*innen sollten den Inhalt und die Richtung bestimmen und nicht der/die KuratorIn.
Abgabe der Deutungshoheit und Diskussion auf Augenhöhe
Weiterhin war es sehr wichtig, den Protagonist*innen klar zu vermitteln, dass es keine/n ExpertIn im Raum gibt. Alle im Raum – Protagonist*innen, Redakteur*innen und auch das Drehteam – haben ein gleichwertiges und ehrliches Interesse an der Diskussion über das Objekt und die jeweiligen persönlichen Verbindungen zu eben diesem Objekt. Es ist eine Atmosphäre der Äquidistanz, der Augenhöhe, der Offenheit und des Austauschs zu etablieren, damit die Diskussion gut funktioniert und sowohl für die Diskutant*innen als auch für das Publikum einen echten Einblick in die zahlreichen Perspektiven gibt, aus denen sich Menschen Objekten nähern können. Das Grundkonzept der Multiperspektivität wird so ganz lebendig und zwar sowohl für die am Experiment Beteiligten als auch für die Zuschauer*innen.
Während der Projektlaufzeit wurden viele positive Erfahrungen mit diesem Ansatz gemacht. Bei Abweichungen von diesem Ansatz gab es sofort Probleme, die die Ziele des Projekts in Frage stellten. So hatten bei allen Drehs die Protagonist*innen viele Fragen zum Objekt, die sie meist an den Redakteur richteten. Beim ersten Dreh im Haus der Geschichte mit der Wahlurne hat der Redakteur Michael Truckenbrodt – wie bisher in solchen Situationen üblich – die Fragen beantwortet. Sofort hat sich ein Wissens- und Hierarchiegefälle zwischen Redakteur und Gruppe herausgebildet und die Diskussion wurde dadurch behindert. Erst als Michael Truckenbrodt eine kurze gedruckte Objektbeschreibung an alle verteilt und versichert hatte, dass auch er nur diese Informationen zum Objekt habe, also alle auf gleicher Ebene sprechen könnten, wurde die Diskussion wieder lebhafter und multiperspektivischer.
Auswahl und Verfügbarkeit der Objekte, Drehorte
Das Format für museum4punkt0 zieht seine Kraft und Wirkung aus der direkten Konfrontation von Objekt, individuellen Positionen einer Gruppe von Menschen und einem authentischen Ort. Alle Objekte wurden den Protagonist*innen in musealer oder museumsähnlicher Umgebung präsentiert. Die Objektauswahl wurde so getroffen, dass dies auch möglich war.
Sollte das Format von anderen Institutionen für ihre jeweiligen Objekte genutzt werden, ist anzuraten, die Objektauswahl an folgenden Kriterien auszurichten: Die konservatorische Situation des Objekts muss es erlauben, einen möglichst direkten Kontakt zum Objekt zu bekommen, idealerweise sogar – wie hier im Fall der Fairy Ultra-Flasche – auch mit einem Berühren, Erfahren, Riechen und Hören des Objekts. Der Raum der Objekterfahrung sollte in Kontext zur Objektgeschichte stehen und eine Diskussion in der Gruppe ermöglichen.
Einverständniserklärungen und Lizenzen
Sowohl durch das grundlegende Konzept aller Teilprojekte im Rahmen des Projekts museum4punkt0 als auch durch die Vorgaben der Vergabe war vorgesehen, die fertigen Filme mit einer Lizenz zur Verfügung zu stellen; die Weiterverbreitung und Bearbeitung sollte weitestgehend ermöglicht werden, wie zum Beispiel durch CC-BY 4.0. Für den gesamten Produktionsprozess und für alle daran beteiligten professionellen und bezahlten Teammitglieder ist dies durch Verträge und Arbeitsverhältnisse vollumfänglich geregelt und abgedeckt.
Um dies auch für die Protagonist*innen zu gewährleisten, wurde in Absprache mit dem Projektleiter eine Einverständniserklärung für die Protagonist*innen aufgesetzt, die diese weitgehende Lizenzform abdeckt und den Protagonist*innen vor dem Dreh zur Unterzeichnung vorgelegt wurde. Beginnend mit dem ersten Dreh, gab es bei fast allen Protagonist*innen Fragen und Änderungswünsche zu den notwendigen Einverständniserklärungen. Nur die wenigsten Protagonist*innen waren bereit, ihr Persönlichkeitsrecht so weit einzuschränken, wie in den Einverständniserklärungen vorgesehen. Konkret waren sie zum Beispiel nicht damit einverstanden, dass – wie mit CC-BY 4.0 möglich – jeder und jede die im Kontext von museum4punkt0 von ihnen gemachten Aufnahmen beliebig bearbeiten und nutzen könnte. Stattdessen wurde zum Beispiel erwartet, dass die kommerzielle Nutzung oder die Nutzung durch nicht am Projekt beteiligte Institutionen eingeschränkt wird.
Nach eingehender Diskussion unter den Projektbeteiligten wurde beschlossen, dass das partizipative Element des Konzepts an dieser Stelle wichtiger ist, als die offene Lizenz. Die Einverständniserklärungen wurden also im Sinne der Protagonist*innen geändert, sodass nun eine Nutzung und Änderung der Filme durch alle am Projekt beteiligten Institutionen möglich ist.
Musiklizenzierung war am Beginn des Projektes nicht vorgesehen. Aufgrund der Nutzung der Filme für Präsentationszwecke wurde es aber nötig, in bestimmten Versionen der Filme Musik einzubauen. Diese Musik ist nur unter den jeweils konkret angegebenen Bedingungen lizenziert. Die Nutzung ist im Projektkontext jederzeit und uneingeschränkt möglich. Lediglich eine Änderung der Filme ist nicht lizenziert. Parallel wurden auch Filmversionen ohne Musik fertiggestellt. Diese Versionen sind im Rahmen der Einverständniserklärungen voll nutz- und änderbar.