1. August 2022
Verbundarbeit, Wissenstransfer

Ergebnisse und ‚Lessons learned‘: Verbundtreffen von museum4punkt0

Die Teilnehmer*innen des 23. Verbundtreffens teilten ihre „Lessons learned“ und präsentierten die Umsetzung ihrer digitalen Anwendungen.   

Digitales Treffen der museum4punkt0-Teams aus ganz Deutschland
Digitales Treffen der museum4punkt0-Teams aus ganz Deutschland, Grafik: Stiftung Preußischer Kulturbesitz / museum4punkt0 / Julia Rhein, CC BY 4.0

Rückblick auf die Werkschau im Juni

Der Leiter des Verbunds museum4punkt0 Johann Herzberg begrüßte die Teilnehmer*innen des Verbundtreffens mit einem Rückblick auf die Werkschau vom 24. Juni 2022. Von den dort präsentierten nachhaltigen Kulturprojekten zeigte sich die anwesende Kulturstaatsministerin Claudia Roth begeistert. Aber nicht nur auf politischer Ebene fand die Werkschau viel Zuspruch. Mit über 250 Besucher*innen war die Veranstaltung, in der die Teilprojekte ihre Anwendungen der Öffentlichkeit vorstellten, rege frequentiert und erhielt ein durchweg positives Feedback. Projektpartner*innen, Politiker*innen und die interessierte Öffentlichkeit nutzen die Chance für eine intensive Vernetzung und lebhaften Austausch.

Werkschau 24. Juni 2022 im Haus Bastian
Rückblick auf die museum4punkt0 | werkschau am 24. Juni 2022 im Haus Bastian © Stiftung Preußischer Kulturbesitz / photothek.de / Thomas Trutschel

Kommunikation und Austausch in allen Projektphasen

Die Verbundtreffen von museum4punkt0 sind eine feste Institution. Alle zwei Monate treffen sich die Kolleg*innen aus so unterschiedlichen Museen wie dem Auswandererhaus Bremerhaven, dem Oberhessischen Museum Gießen oder der Museumsstiftung Post und Telekommunikation im digitalen oder analogen Raum. Regelmäßige Treffen ermöglichen einen engen Austausch unter den Teilprojekten. Diese Vernetzung ist das Markenzeichen von museum4punkt0: Alteingesessene Projekte sind in einem Raum mit noch in den Kinderschuhen befindlichen neuen Projekten und reden auf Augenhöhe über Potentiale und Fallstricke digitaler Vorhaben. Dadurch entstehen unersetzliche Synergien, die große Vorteile und Möglichkeitsräume für eine moderne, digital aufgestellte und nachhaltige Vermittlung in Museen schaffen.

museum4punkt0 trägt Früchte: Ergebnisse werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht

Bei den Verbundtreffen berichten alle Teilprojekte, unabhängig von ihrer Projektphase, über den aktuellen Stand ihrer Arbeit. Einige der im Rahmen des Verbundprojektes entwickelten digitalen Projekte haben im letzten Monat das Stadium der Veröffentlichung erreicht. Eine Auswahl davon wird im Folgenden vorgestellt.

Werkschau 24. Juni 2022 im Haus Bastian
Die Kolleg*innen der Kinemathek bei der Präsentation der App „On Set“ auf der museum4punkt0 | werkschau © Stiftung Preußischer Kulturbesitz / photothek.de / Thomas Trutschel

Ab dem 12. Juli 2022 steht im App-Store und im Play-Store die von der Stiftung Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen entwickelte App ‚On Set – Film in Berlin‘ kostenlos zum Download bereit. Zudem haben die Kolleg*innen einen Trailer entwickelt, der in Kürze im Berliner U-Bahnfernsehen zu sehen ist. An drei Berliner Drehorten, dem Potsdamer Platz, dem Alexanderplatz sowie dem Heinrichsplatz in Kreuzberg, kommt mit dieser Augmented Reality Anwendung die Filmkulisse direkt aufs Smartphone. An den Originalschauplätzen ausgewählter Filme können mit speziell entwickelten Filtern Fotos und Videos angefertigt werden. Die Filter verwandeln das Smartphone in eine historische Filmkamera und übertragen die Ästhetik des Films in das Selfie. Dadurch werden nicht nur Inhalte des Museums in den öffentlichen Raum getragen, sondern auch filmhistorische Informationen über Kameratechniken vermittelt. Mit der Schauspielerin Almila Bagriacik führt eine bekannte Persönlichkeit durch die in Deutsch und Englisch verfügbare Anwendung.

Eines der Ziele von museum4punkt0 ist die nachhaltige Entwicklung von digitalen Anwendungen. Was das konkret heißt, haben die Kolleg*innen des Deutschen Museums in München auf eindrucksvolle Art und Weise demonstriert. Die im Teilprojekt entstandenen VR und AR Anwendungen sind in die neue Ausstellungsfläche Proxy maßgeblich mit eingeflossen. Der Proxy ist in die Dauerausstellung und somit in das langfristige Konzept des Deutschen Museums integriert. Die Besucher*innen können ab dem 22. Juli 2022 die erste Autofahrt im Benz Patent-Motorwagen mit all ihren Mühen nachempfinden, im Normalsegelapparat der Gebrüder Wright erste Flugversuche unternehmen oder mit einem Fahrsimulator über die Mondoberfläche düsen. Aufbauend auf den Ergebnissen der ersten beiden Förderphasen werden in Zusammenarbeit mit dem Tandempartner des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg Konzepte entwickelt, die Dauerausstellung mittels 3D-Technologie einzuscannen, um sie so virtuell erlebbar zu machen. 

Das häufig geäußerte Bedürfnis von Besucher*innen, hinter die Kulissen des Museumsbetriebs schauen zu können, bedient die am 12. Juli 2022 eröffnete Installation des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz. Das in die Dauerausstellung integrierte ‚SENCKENBERG BACKSTAGE‘ macht den unsichtbaren Teil des Museums sichtbar. Wie sehen die Depots aus? Wie werden Säugetiere und Insekten gesammelt, präpariert und welche wissenschaftlichen Fragestellungen haben Forschende? Wie kann diese Forschung helfen, aktuelle Entwicklungen wie den Klimawandel besser zu verstehen? Diese und weitere Fragen werden in 80 Beiträgen beantwortet und mit vielen Videos und 3D-Animationen für verschiedene Zielgruppen aufbereitet.

Diese ganz konkreten Ergebnisse bedeuten allerdings noch nicht das Ende des jeweiligen Teilprojekts. Für die Gewährleistung der Nachnutzbarkeit ist die Dokumentation, Präsentation und Veröffentlichung der Anwendungen sowie der dahinterstehenden Prozesse unabdingbar. Denn alle Museen sollen von den Anwendungen profitieren und sie – je nach Bedarf – nachnutzen können. Die Gespräche während des Verbundtreffens haben wieder einmal gezeigt, dass in Museen in allen Phasen eines Digitalprojekts ähnliche Fragestellungen aufkommen. Gemeinsam im Verbund werden diese Fragen anhand von Fallbeispielen im kollegialen Umfeld besprochen.

Lessons learned:  Zusammenarbeit mit Agenturen

Werkschau 24. Juni 2022 im Haus Bastian
Joschua Enslin, Freies Deutsches Hochstift – Frankfurter Goethe-Haus, im Austausch auf der museum4punkt0 | werkschau © Stiftung Preußischer Kulturbesitz / photothek.de / Thomas Trutschel

Nach einer internen Umfrage im Anschluss an das letzte Verbundtreffen bekam das Format „Lessons learned“ sehr gutes Feedback und wurde deshalb wieder angeboten. Christiane Lindner vom Badischen Landesmuseum und Joshua Enslin vom Freien Deutschen Hochstift – Frankfurter Goethe-Haus gaben kurze Inputs über ihre Zusammenarbeit mit Agenturen. Hierbei stehen nicht die jeweiligen Anwendungen, sondern die kritische Reflexion der dahinterstehenden Prozesse im Vordergrund. Welche Strukturen, Rahmenbedingungen und Workflows haben in den unterschiedlichen Projektphasen funktioniert und was würde man auf keinen Fall wiederholen?

Eine zentrale Erkenntnis der kurzen Präsentationen und der Diskussionsbeiträge war, dass es kein „Schema F“ für die Umsetzung digitaler Projekte geben kann. Eine sorgfältige Evaluierung der bereits vorhandenen Expertisen und Kapazitäten ist in der Planungs- und Konzeptionsphase stets von Vorteil. Zudem erleichtert eine frühe Festlegung von Kernbotschaften viele Arbeitsprozesse und Absprachen mit externen Firmen.

Als Beispiel sei hier die Namensfindung sowie die Entwicklung eines Icons für eine Anwendung genannt. Im Sinne einer „Corporate Identity“ ist es ratsam, bereits früh im Projektverlauf mit der Entwicklung eines Markennamens zu beginnen. Mitarbeiter*innen können sich besser mit dem Projekt identifizieren und ein gezielteres Marketing betreiben. Eine kampagnenhafte Begleitung in Presse und Social Media generiert regelmäßig Aufmerksamkeit und erhöht die Chancen, im Projektverlauf neue Kooperationen einzugehen und für Testphasen Freiwillige zu finden.

In den allermeisten Fällen ist eine projektbasierte Zusammenarbeit mit externen Firmen unabdingbar. Was aber von externen Dienstleistern beauftragt wird, sollte nach einer Evaluierung der eigenen Kapazitäten, Projektziele, Rahmenbedingungen und finanziellen Möglichkeiten von Fall zu Fall entschieden werden. Mit einer klaren Vorstellung darüber, was die Anwendung vermitteln soll, können externe Dienstleister*innen konkretere Expertise zur Umsetzung und Gestaltung geben. Agenturen aus der Kreativ- und IT-Branche bringen zudem andere Arbeitsweisen in Projekte ein, die Museen als Impulse und Chancen für ihre eigenen Strukturen und Prozesse nutzen können. Um die agile Arbeit mit den notwendigen Prozessen im Museum verbinden zu können, hat es sich bewährt, über die Durchführung von Co-Creation-Workshops und die Dauer von Feedbackschleifen offen zu sprechen. Wenn Kulturerbeinstitutionen wissen und verdeutlichen können, was sie von Agenturen benötigen, welche inhaltlichen und technischen Visionen sie für die Anwendung haben und dabei die Expertise und das Know-how der externen Dienstleister ernstnehmen, entsteht ein ausgereifteres und besseres Produkt. Diese Form der produktiven, vertrauenswürdigen Zusammenarbeit ist ein Mehrwert für beide Seiten. Oder wie die Direktorin des Museums der Varusschlacht im Osnabrücker Land – Museum und Park Kalkriese Dr. Heidrun Derks treffend zusammenfasste: „Die Agentur soll mich an ein Ufer bringen, an das ich nicht alleine schwimmen kann.“ Ein Tipp, der von vielen Teilnehmenden sehr gerne angenommen wurde!

Das nächste Verbundtreffen findet im September auf Einladung des Teilprojektteams im Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz statt. Bei Werkstattgesprächen, kollegialer Fallberatung und der Möglichkeit, Prototypen auszuprobieren schafft das Vororttreffen weiteren Raum für Austausch und Vernetzung.

Beitrag von: Christopher Hölzel

Mehr erfahren

Blog-Beitrag: „museum4punkt0 in Berlin: Werkschau des deutschlandweiten Verbunds 2022“ (28. Juni 2022)
Blog-Beitrag: „Forum museum4punkt0: Erfahrungsaustausch zur digitalen Vermittlung“ (16. Mai 2022)
Blog-Beitrag: „museum4punkt0 wird bis Ende 2022 verlängert“ (2. Mai 2022)
Blog-Beitrag: „Standing Ovation: Abschied von Monika Hagedorn-Saupe“ (14. April 2022)

Teilprojekt: Zentrale wissenschaftliche Projektsteuerung
Teilprojekt

Zentrale wissenschaftliche Projektsteuerung

Das museum4punkt0-Team der Stiftung Preußischer Kulturbesitz steuert das Verbundprojekt, kommuniziert die Projektarbeit, organisiert den Erfahrungsaustausch, teilt Wissen im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen und stellt die Projektergebnisse bereit.

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