16. Mai 2022
Verbundarbeit, Wissenstransfer

Forum museum4punkt0: Erfahrungsaustausch zur digitalen Vermittlung

museum4punkt0-Teams teilen ihre „lessons learned“ und nutzen externen Input beim digitalen 22. Verbundtreffen.

museum4punkt0-Teams bereiten die gemeinsame Werkschau vor
Grafik: Stiftung Preußischer Kulturbesitz / museum4punkt0 / Julia Rhein, CC BY 4.0

„Das persönliche Verbundtreffen Anfang April in Berlin war ein guter Start in diese Projektphase. Daran knüpfen wir an.“ Johann Herzberg, der zum 1. Mai 2022 die Leitung des Verbunds übernahm, begrüßte zum 22. Verbundtreffen. Die regelmäßigen überwiegend digitalen Zusammenkünfte mit allen museum4punkt0-Teams sind Basis der Vernetzung im Verbund. Das Forum bildet Gelegenheit zum Austausch über aktuelle Projektstände, Herausforderungen und neue Ideen. In kollegialer Atmosphäre finden die Beteiligten gemeinsam Lösungen und klären nächste Schritte, um die jeweiligen Projekte für die digitale Vermittlung voranzubringen.

Aktuelles: Öffentliche museum4punkt0-Veranstaltungen

Werkschau 2021 im Humboldt Forum Berlin: Aktuelle Projektstände präsentiert museum4punkt0 im Juni 2022
Werkschau 2021 im Humboldt Forum Berlin: Aktuelle Projektstände präsentiert museum4punkt0 im Juni 2022, Foto: Stiftung Preußischer Kulturbesitz / museum4punkt0 / Maite Kallweit, CC BY 4.0

Save the date! Am 24. Juni 2022 präsentieren die museum4punkt0-Teams im Haus Bastian – Zentrum für kulturelle Bildung, Berlin, der Politik und Öffentlichkeit ihre Projekte und Pläne. Besuchende können die Bandbreite der Projekte in offener Studio-Atmosphäre erleben und mit den Expert*innen aktuelle Themen der digitalen Kulturvermittlung diskutieren. Auch digital werden sich Einblicke in die Verbundarbeit gewinnen lassen.

museum4punkt0 | werkschau. Vermittlung ausprobieren & teilen
24. Juni 2022 von 14:00 bis 18:00 Uhr
Haus Bastian – Zentrum für kulturelle Bildung, Berlin Eintritt frei, mit Anmeldung, mehr Infos in Kürze hier im Blog.

Zur nächsten Veranstaltung der Reihe museum4punkt0 | werkstatt lädt das museum4punkt0-Team der Stiftung Deutsches Meeresmuseum ein: Am 25. Mai 2022 geht es um das Potenzial von Gestensteuerung für die digitale Vermittlung.

museum4punkt0 | werkstatt featuring OZEANEUM „Kontaktlos berührt!“
Impulse, Einblicke, Austausch
25. Mai 2022 von 10:00 bis 12:00 Uhr (Online)

In der digitalen Veranstaltungsreihe museum4punkt0 | werkstatt diskutieren Teams aktuelle Fragen aus ihren Teilprojekten mit Kolleg*innen und externen Expert*innen. Alle Interessierten sind eingeladen.

Lektion gelernt: Verbundmitglieder berichten im Rückblick

Mit dem Format „lessons learned“ setzte das 22. Verbundtreffen den Schwerpunkt auf den konkreten, lösungsorientierten Erfahrungsaustausch – ganz nach dem museum4punkt0-Motto: voneinander lernen! Die Erfahrungen anderer zu nutzen, kann Projekte entscheidend voranbringen und Ressourcen schonen.

Andrea Geipel vom Teilprojekt Perspektiven dreidimensionaler Visualisierungen in der musealen Vermittlung am Deutschen Museum, München gab einen ersten Impuls zu den „lessons“, die das Projektteam seit 2017 im Verbund gelernt hat. Simon Matzerath, Leiter des 2021 gestarteten Teilprojekts VIMUKI – Virtuelles Museum für Kinder und Jugendliche am Historischen Museum Saar schloss sich mit einem weiteren Impuls auf der Grundlage der eigenen Erfahrungen an. Im Anschluss brainstormten die Teilnehmenden aus dem Verbund mithilfe eines digitalen Whiteboards zu den Aussagen „Das würde ich wieder so machen!“ und „Das würde ich nicht wieder so machen!“.

„Das würde ich (nicht) wieder so machen!“ Gemeinsames Lernen im Verbund, Screenshot: conceptboard (04.05.2022)

Dokumentation von Projektbeginn an

Auch wenn es nicht immer leicht ist, die Dokumentation der Projektarbeit in den Arbeitsalltag zu integrieren, ist diese im Austausch mit anderen Museen sehr nützlich. Beispielsweise kann ein Entscheidungsbaum helfen, ein passendes digitales Angebot zu entwickeln.

Welche Fragen sollte ich mir stellen? Was kommt zuerst? Wie sehen die einzelnen Schritte aus? Die Orientierung an Leitfragen und die Rekapitulation von Entscheidungsprozessen sind auch Formen der Nachnutzung von Projektwissen. Andere Häuser profitieren davon. Für die fortlaufende Weiterentwicklung einer Anwendung sind auch „Schaltpläne“, eine klare Grafik, die Prozesse abbildet, hilfreich.

Investition in Weiterbildung und Personal

In Weiterbildung und Personal zu investieren sind Maßnahmen, die gerade Digitalprojekte auch nachhaltiger machen. Damit sich Fehleinschätzungen nicht wiederholen und nicht immer wieder dieselben Hürden zu nehmen sind, lohnt es, sich die Zeit zu nehmen, Wissen weiterzugeben – im Team und darüber hinaus. Austausch ist die Voraussetzung für eine gemeinsame Arbeitsebene mit den Kolleg*innen anderer Bereich im Haus. 

Was ist inhouse möglich? Die frühzeitige Beantwortung der Frage ermöglicht es, nachhaltig zu investieren. Bereits zu Beginn der Entwicklung eines digitalen Angebots kann so die langfristige Bereitstellung einer App in den Blick genommen werden. In diesem Sinne ist eine stärkere Austausch-, anstelle der reinen Produktorientierung ein zielführender Weg hin zu einem nachhaltigen, passenden digitalen Angebot.

Kooperation und Kommunikation

Kooperationen beispielsweise mit universitären Einrichtungen sind zeitintensiv, aber nützlich, gerade im dynamischen Bereich der Vermittlung mithilfe digitaler Technologien: Die Expertise kommt ins Haus. Dabei geht es um ein Wechselspiel. Institutionen bieten gegenseitig Expertise an und kommen gemeinsam weiter.

Cocreation
Grafik: Stiftung Preußischer Kulturbesitz / museum4punkt0 / Julia Rhein, CC BY 4.0

Nicht zu unterschätzen ist eine klare Kommunikation innerhalb des Projektteams. Am Anfang eines umfangreichen Digitalprojekts an einem Museum, das in einer verhältnismäßig kurzen Projektlaufzeit umgesetzt werden muss, steht die Herausforderung, sich über die gemeinsamen Ziele zu verständigen.

Ein externes Projektmanagement und gezielt eingesetzte effektive Kollaborationstools sind Maßnahmen, die ein „Aneinander-vorbei-Reden“ wie beim Turmbau zu Babel verhindern können. Sie helfen, Arbeitsabläufe transparent zu halten und Schlüsselergebnisse zu fixieren. Gerade in Zeiten des Home Offices gewinnen auch Teambuilding-Maßnahmen an Bedeutung, beispielsweise um einen professionellen Umgang mit Problemen und Herausforderungen zu finden. Im Austausch mit externen Dienstleister*innen ist es wichtig, konkrete Erwartungen zu formulieren und verbindliche Aussagen zu fixieren.

Marketing im Museum: Interaktion und Nachhaltigkeit

„Wie schaffen wir es, dass die Dinge sichtbar werden? Wie existiere ich im digitalen Raum?“ Am digitalen Thementisch gab Silke Oldenburg, Leitung Kommunikation am Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, auf Einladung von Team Z prägnante Impulse zum Thema Marketing im Museum.

Grafik: Stiftung Preußischer Kulturbesitz / museum4punkt0 / Julia Rhein, CC BY 4.0

Silke Oldenburg referierte zu den Eingangsfragen: Wie stelle ich mich im Bereich der digitalen Angebote auf? Wie erreiche ich die Menschen mit meinen digitalen Angeboten? Dabei stellte sie klar, dass Kulturinstitutionen im digitalen Raum existieren, unabhängig von ihren eigenen digitalen Angeboten und Kanälen: Auch ohne selbst eingespeiste Inhalte gibt es Interaktion über Institutionen. Daher gehe es um die Entscheidung: Möchte ich interagieren im digitalen Raum? Interaktion sei der Schwerpunkt, die Diskussion auf Augenhöhe habe die Vermittlung von „Hoheitswissen“ abgelöst. Das heiße beispielsweise auch, dass das Haus auf Content der Nutzer*innen oder das Teilen von Content reagieren muss.

Zudem müsse das digitale Angebot permanent weiterentwickelt werden: So hätten in der Pandemie Social Media-Kanäle und Newsletter an Bedeutung gewonnen, während die Website-Besuche drastisch abgenommen hätten, da diese überwiegend der Planung eines Museumsbesuchs dienten. Bei der Entwicklung eines digitalen Angebots sollte die Nachhaltigkeit mitgedacht werden. Was passiert beispielsweise mit einer Microsite zu einer Ausstellung?

„Nachnutzung ist die beste PR“, sagte Silke Oldenburg. Museen hätten die Verpflichtung, unser Kulturerbe der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Eine solche Open Access Policy sei eine der effektivsten Marketingleistungen: Inhalte, die zur Nachnutzung bereitstehen, finden Verbreitung – und Museen damit gesellschaftliche Relevanz, auch im digitalen Raum.

Open Access
Open Access: links: Harfe, Sébastien Érard ,1826, London, Inventarnummer: 1995.245, MKG Sammlung Online (16.05.2022), rechts: Wikipedia-Artikel zur Harfe mit Objektbild (16.05.2022)

Die Einblicke in die Kommunikationsarbeit, in Priorisierungen und Strategien wurde von den Teilnehmenden als interessanter Input und Anlass zum weiteren Austausch dankbar aufgenommen. Das Verbundtreffen profitierte vom Wissenstransfer in unterschiedliche Richtungen. Einmal mehr zeigte sich wie wichtig das Thema Nachnutzung für die Museumsbranche ist – ganz gleich, ob es sich um die Nachnutzung von Daten, Assets, Applikationen oder Wissen handelt.

Ein Beitrag von: Dr. Maite Kallweit

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