Gemeinsame Kommunikation: Wir freuen uns auf Unterstützung zum Finale!
Das museum4punkt0 | finale wird von der Kulturvermittlerin Tanja Praske medial begleitet. Warum digitale Formate in Museen heutzutage nicht mehr wegzudenken sind, lesen Sie hier.
Liebe Tanja, stell dich doch kurz vor – wer bist du und was machst du?
Ich bin promovierte Kunsthistorikerin und als ehemalige Mediävistin seit 2011 ins Digitale abgewandert. Schuld daran waren ein wissenschaftliches Volontariat in der Museumsabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung (BSV) und die Ludwig II.-App.
Was mache ich seitdem? Als digitale Kulturvermittlerin und Geschichtenerzählerin berate ich GLAM-Institutionen zu digitalen Strategien, entwickle und realisiere mit ihnen analog-digitale Vermittlungsformate, während ich als Dozentin Workshops zum Kompetenz-Aufbau von Digital Literacy oder Seminare zu #digkv (= digitale Kulturvermittlung) in der digitalen Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München gebe. Bisweilen bin ich auch als „rasende Reporterin“ auf Fachtagungen unterwegs, so wie für euch.
Und was mache ich ganz aktuell? Seit der Erika Mann-Ausstellung 2019 bin ich als Externe für die digitale Kulturvermittlung der Monacensia im Hildebrandhaus zuständig. Seit 2020 erarbeiten wir verschiedene Bausteine für das mehrjährige Kulturerbeprojekt #FemaleHeritage. Zuletzt entstand daraus die Kooperation mit den Münchner Kammerspielen für das Festival Female Peace Palace. Auch hierfür konzipierte und realisierte ich digitale Vermittlungsformate. Wie dann Programm, Pressearbeit und digitale Kommunikation dabei Hand in Hand gehen, zeigt die Besprechung des Festivals „Raum für den großen Friedensraum“ in der SZ. Daneben reaktiviere ich gerade wieder meinen seit 2012 bestehenden Kulturblog KULTUR – MUSEUM – TALK, den ich als Arbeitsmappe meiner digitalen Vermittlungsarbeit begreife.
Unser Projekt hat sich in den letzten Jahren intensiv mit der Entwicklung digitaler Vermittlungsangebote befasst. Wie nimmst du persönlich den dynamischen Wandel der Museen vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und technischen Neuerungen wahr?
Bis zur Pandemie hatte ich immer das Gefühl, dass digitale Strategien keine Priorität hatten. Woran lag das? Zum einen, am fehlenden Verständnis für das Potenzial des Digitalen, zum anderen an der starken Fokussierung auf die analog Besuchenden. Die digital Besuchenden kamen dabei kaum vor, weshalb hier digitale Vermittlungsarbeit nebenbei gemacht wurde. Strategische Überlegungen fehlten weitgehend, Community Management: Fehlanzeige. Im Zuge der Pandemie versuchten viele Häuser ihre nun digital Besuchenden zu erreichen.
Sie entwickelten digitale Formate, manche gut, manche mit Anlaufschwierigkeiten, manche ernüchternd, denn das Analoge eins zu eins ins Digitale übersetzen zu wollen, geht selten gut. Dabei setzte sich nach und nach schmerzhaft die Erkenntnis durch, dass das Digitale bleibt und mitbedacht werden muss. Hier muss strategisch gedacht werden, denn das Digitale ist ein Puzzleteil neben anderen im Kommunikations- und Vermittlungsmix. Denn eines passiert gleichzeitig: Die digitale Transformation der Gesellschaft beschleunigt sich, mit ihr steigt die digitale Kompetenz und damit auch die Erwartungen an digitale Angebote.
Tatsächlich fand eine Ausdifferenzierung statt und die Museen setzten sich zunehmend mit der Thematik auseinander. Das spiegelt sich ja in den Projekten zu #museum4punkt0 oder im #digAmusAward wider.
Was passierte nach dieser ersten Welle? Wo geht die Entwicklung hin?
Auch die Digital Literacy in den Häusern stieg, sie holten sich Wissen, etwa über Projekte wie #museum4punkt0 und vergleichbare Angebote oder Wissensvermittlung von öffentlichen oder privaten Institutionen oder Akteur*innen. Diese nahmen zu, weil der Bedarf exponentiell stieg.
Eines ist bei aller Professionalisierung klar: Wir sollten einfach mutig voranschreiten, mutig Fehler machen, mutig und transparent mit ihnen umgehen und mutig etwas wagen. Wer das nicht tut, wer nicht digital unterwegs ist, der wird irgendwann die Quittung bekommen.
Was sollte hier aus deiner Sicht beachtet werden?
Wir sollten uns dabei nicht von der Technik um der Technik willen leiten lassen, sondern vom Inhalt. Der Inhalt bestimmt die Technik. Nicht umgekehrt. Lasst uns die Berührungsängste vor dem Neuen abbauen, aber uns gleichzeitig darauf besinnen, worum es eigentlich geht – um das Miteinander, um das Vermitteln und Vernetzen, um das Diskutieren oder auch Aushandeln von gesellschafts- und kulturpolitischer Fragen, um das gemeinsame Voranschreiten mit unserem Publikum. Ist es nicht gerade eine genuine Aufgabe von Kulturinstitutionen, hier mit Verve voranzugehen, mit allen Stärken und Schwächen, die wir haben – ist das nicht unser Bildungsauftrag?
Dafür braucht es aber Ressourcen, insbesondere finanzielle und personelle. Und es braucht einen langen Atem, Change Management in den Häusern sowie einen stetigen Auf- und Ausbau der Digital Literacy der Mitarbeitenden sowie der Leitung. Es gibt zwar den oder die Beauftragte für digitale Kommunikation und Vermittlung, aber er oder sie braucht Zuarbeit, digitales Denken muss im Haus in den verschiedenen Abteilungen verankert werden. Erst das Zusammenspiel der verschiedenen Kompetenzen – analog wie digital – macht die digitale Kulturvermittlung stark.
Wir müssen unsere Arbeit und Ziele permanent hinterfragen und anpassen. Sie müssen geprüft, angenommen oder verworfen werden. Auch eine Digitalstrategie unterliegt einem permanenten Wandel, der sich an den Bedürfnissen der verschiedenen Dialoggruppen orientiert. Nichts ist in Stein gemeißelt – es ist anstrengend, aber es lohnt sich, wenn wir agil handeln.
Du bist Teil unserer Veranstaltung „museum4punkt0 | finale“ – welche Aufgaben wirst du dort betreuen?
Ich bin als „rasende Reporterin“ für #museum4punkt0 unterwegs. Vor Ort interviewe ich die Verbundpartner*innen zu ihren Projekten, befrage sie nach ihren Learnings, was sie aus der Praxis heraus empfehlen oder nicht empfehlen können, wie es für sie weitergeht. Dies geschieht über meine Kanäle über @tanjapraske auf Instagram, auf Twitter und zum Teil auf LinkedIn. Stellt mir eure Fragen an die beteiligten Institutionen über Twitter oder Instagram, nutzt dafür den Hashtag #museum4punkt0. Ich leite eure Fragen an die Institutionen weiter, die euch dann antworten. Profitiert von ihren Erfahrungen in der digitalen Kulturvermittlung, knüpft Kontakte, tauscht euch aus, gerade auch wenn ihr nicht vor Ort sein könnt. Der Erfahrungsaustausch ist immens wichtig, denn ihr müsst nicht immer das Rad neu erfinden. Informiert euch und schaut, was ihr für euch, für eure Häuser daraus mitnehmen könnt.
Nach dem Finale wird es auf dem Instagram-Kanal von @museum4punkt0 eine Reihe von Reels mit Interviews der beteiligten Projektpartnern geben.
Ihr habt konkrete Wünsche und Fragen? Dann schickt sie mir. Ich werde euch zusammenbringen.
Worauf freust du dich dabei ganz besonders?
Ich freue mich auf die Konferenz an sich, die als großer Workshop angelegt ist mit Projektpräsentationen an „Marktständen“, Workshops der beteiligten Institutionen für Interessierte, einer Keynote und Impulsvorträgen. Der Austausch über digitale Kulturvermittlung ist inspirierend und hier haben wir alle die einmalige Möglichkeit, uns zu vernetzen und gegenseitig von den Erfahrungen zu profitieren. Im Idealfall entstehen hier Netzwerke reziproker Unterstützung und Hilfe.
Ich freue mich auf die zahlreichen Gespräche und die Diskussionen rund um die digitale Kulturvermittlung und darauf, bekannte Gesichter zu sehen, mit ihnen zu sprechen und bisher unbekannte kennenzulernen.
Fragen von: Dr. Silke Krohn und Mira Hoffmann, Antworten von Dr. Tanja Praske
Mehr erfahren
- Kulturblog KULTUR – MUSEUM – TALK
- Blog-Beitrag: „Finale! museum4punkt0 lädt ein zur großen interaktiven Werkschau“ (26.04.2023)
- Jetzt anmelden: Newsletter zur digitalen Vermittlung