14. Juli 2018
Entwickeln, Teilen, Vermittlungskonzepte, Wissenstransfer

Ideen auf dem multiperspektivischen Prüfstein: ein fruchtbarer Workshop

Wie vielfältige interdisziplinäre Perspektiven einige Ideen zu einer Mixed-Media-Inszenierung im künftigen Humboldt Forum beeinflusst haben.

Für das Teilprojekt der Staatlichen Museen zu Berlin planen wir eine Mixed-Media-Inszenierung im Humboldt Forum. In unserem Modul xstream Digital erforschen wir – Cristina Navarro und Dietmar Fuhrmann – neue Narrativen im musealen Raum und erproben diese in enger Zusammenarbeit mit den Kuratorinnen der Sammlung für Südsee und Australien/Ausstellungsbereich Ozeanien.

Besprechung
© SPK / S. Faulstich

Ergänzend zur Dauerausstellung des Ethnologischen Museums soll im Humboldt Forum eine Mixed-Media-Inszenierung entwickelt werden, die Besucher in die Welt Ozeaniens eintauchen lässt und Kontexte der Sammlungsobjekte durch verschiedene digitale Medien erlebbar macht. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen auf der Vermittlung des Ozeans als Lebensraum und als verbindendes Element zwischen den Menschen sowie bei den großen Südseebooten als Ausdruck und Mittel solcher Verbundenheit.

So kennt man es aus Dahlem: Das mehr als 15 Meter lange Luf-Boot ist das größte Objekt des Ethnologischen Museums und Teil der Ozeanien-Ausstellung im Humboldt Forums © SPK / Stefan Müchler
So kennt man es aus Dahlem: Das mehr als 15 Meter lange Luf-Boot ist das größte Objekt des Ethnologischen Museums und Teil der Ozeanien-Ausstellung im Humboldt Forums © SPK / Stefan Müchler
Am 28. Mai 2018 wurde es ins Humboldt Forum transportiert © Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / David von Becker

Nachdem wir uns in den Monaten zuvor in die Sammlungsobjekte und Hauptthemen im Bereich Ozeanien eingearbeitet und der Recherche nach aktuellen und zukünftigen Möglichkeiten innovativer Technologien wie Augmented Reality und Virtual Reality gewidmet haben, war es für uns an der Zeit, unsere Inszenierungsideen kritisch einschätzen zu lassen.  Die leitenden Fragen für uns lauteten:

  1. Wie können die Sammlungsobjekte sinnvoll mit digitalen Medien ergänzt werden?
  2. Welche Aspekte und Einsichten können aus den Sammlungsobjekten hinaus in Form von digitalen Szenarien erweitert werden, so dass neue Zugänge entstehen?

Für die Suche nach Antworten unter Einbeziehung von so vielen Blickwinkeln wie möglich, organisierten wir einen halbtätigen Workshop.

Feedbackrunde: Unsere Ideen zwischen technischer Möglichkeit und Betriebskonzept

Zum Workshop luden wir aus dem Verbundprojekt museum4punkt0, dem Humboldt Forum und den Staatlichen Museen zu Berlin 20 Personen aus Wissenschaft, Vermittlung, Verwaltung, IT und natürlich die Kuratorinnen selbst zu einem halbtägigen Workshop ein.

Rauchende Köpfe: Im Workshop diskutierten wir unsere Ideen für die ergänzende Mixed-Media-Inszenierung im Ausstellungsbereich Ozeanien © SPK / Silvia Faulstich
Rauchende Köpfe: Im Workshop diskutierten wir unsere Ideen für die ergänzende Mixed-Media-Inszenierung im Ausstellungsbereich Ozeanien © SPK / Silvia Faulstich
Die Diskussion brachte wichtige Impulse für die weitere Konzeption © SPK / S. Faulstich

Vor dem Hintergrund einer Analyse der Ausstellungsbotschaften legten wir fünf Ideen vor, die sich inhaltlich insbesondere auf die Einbindung der Herkunftsgesellschaften und einen aktuellen Zeitbezug beziehen.

Im Sinne des transmedialen Storytellings geben die angedachten Ideen für mediale Inszenierungen Einblicke in das facettenreiche Verhältnis von Menschen, Booten und dem Meer. Sie zielen je auf ein immersives Besuchererlebnis oder auf die Betrachtung von Details durch Virtual Reality oder Augmented Reality ab.

Skizzen zu möglichen Blickrichtungen im Raum
Skizzen zu möglichen Blickrichtungen im Raum © Cristina Navarro

In fünf Arbeitsgruppen wurde an Hand je einer These und expliziter Fragen jeweils eine Idee intensiv bearbeitet und diskutiert, um positive sowie problematische Aspekte herauszuarbeiten. Zurück im Workshop-Plenum wurden die Arbeitsergebnisse der Gruppen vorgestellt, die Ideen gesammelt, gemeinsam intensiv diskutiert, bewertet und in das übergreifende Storytelling eingeordnet. Die gemeinsame Diskussion nahm im Workshop die meiste Zeit ein, brachte aber zugleich am meisten Ergebnisse mit sich. So wurde bspw. der Ansatz ein Südseeboot durch das digitale, immersive Overlay, das eine Augmented Reality Brille ermöglichen könnte, in seinem ursprünglichen geografischen und kulturellen Kontext zu erleben, kritisch beurteilt. Im Laufe der Gespräche stellte sich heraus, dass zum einen die Lichtverhältnisse im Ausstellungsraum die Funktionalität der AR-Brille erschweren. Zum anderen hätte das ausgestellte Sammlungsobjekt im digitalen, beweglich darzustellenden Pazifischen Ozean eher als statisches Objekt gewirkt, zumal die mitlaufende Bewegung eines Bootes im Meer nicht darstellbar wäre. Der Ansatz, das große Südseeboot in ein immersives Erlebnis einzubetten wurde nicht verworfen, aber transformiert: Er findet in einer geplanten Virtual Reality Anwendung Berücksichtigung.

Das Zusammenschließen von unterschiedlichen interdisziplinären Perspektiven war fruchtbar und konstruktiv, so die Resonanz der Beteiligten.

Für uns, das xstream-Team, war der Workshop ein riesiger Blumenstrauß neuer Anregungen, die wir im Nachgang überprüft, systematisiert und in die Konzeptarbeit eingeflochten haben. Der Workshop stellte einen entscheidenden Schritt bei der Ausarbeitung eines einheitlichen Konzeptes für die Mixed-Media Erzählung dar. So wurden aus den fünf Ideen mittlerweile Ansätze für zwei Anwendungen, in die Teile der anderen Ideen integriert werden konnten. Und: Eine weitere neue dritte Inszenierungsidee ist hinzugekommen, die den Blick über den geplanten Ausstellungsraum hinaus richtet und das Potential zu einem neuen Vermittlungsformat hat. Darüber aber zu gegebener Zeit mehr.

Beitrag von: Cristina Navarro, Dietmar Fuhrmann

Teilprojekt: (De-)Coding Culture. Kulturelle Kompetenz im Digitalen Raum
Teilprojekt

(De-)Coding Culture. Kulturelle Kompetenz im Digitalen Raum

Das museum4punkt0-Team der Staatlichen Museen zu Berlin baut unter anderem die Online-Sammlungen der SMB als Multiexperience-Plattform aus, um vielfältige Bezüge zwischen Objekten und Nutzer*innen herzustellen und damit die identitätsstiftende Wirkung von Kunst und Kultur zu fördern.

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